Praktische Pizza, auf Pappe und Plastik präsentiert

Taz-Mitarbeiter testen  ■ Food-Bringservice

/ Das Urteil: geile Geschmacksverstärker mit der Tendenz, Sodbrennen zu verursachen

Normalerweise sind sich taz-LeserInnen einigermaßen einig. Doch spätestens bei der Pizza scheiden sich die Geister (und Elfen) der taz. Eine interne Umfrage ergab die verschiedensten Vorlieben und Abneigungen im Bereich der Food-Bring- Dienste. Die allgemeinen Vorbehalte der VolontärInnen gegen diese kommunikationsvermindernde Einrichtung im modernen Leben wurden von der Anzeigenabteilung brüsk abgebügelt: Die nämlich interessiert sich nicht für philosophische oder kulturhistorische Einsichten, ihr geht es vielmehr um eine primäre Bedürfnisbefriedigung und sonst um gar nichts.

Der Mann aus dem Sport verglich die Inanspruchnahme eines Pizza-Services mit dem Gang in ein Bordell: Es fehle hier einfach die Sinnlichkeit, so seine feinsinnige Bemerkung. Bevor jetzt etliche sich des heimischen Hungers und der bequemen Lösung schämen, lassen wir die Kulturredaktion zu Wort kommen. Die weibliche Hälfte dieses Ressorts bevorzugt Broccoli- Pizza und Salate eines motorisierten Teigwaren-Distributeurs, während die männliche Seite behauptet, bestelltes Zeug bestehe ohnehin nur aus Pappe und Geschmacksverstärker und bereite deshalb Sodbrennen.

Dem folgte unverzüglich heftiges Geschrei aus der Politikredaktion: „Geil“, urteilte eine Schreiberin. Um gleich darauf zu relativieren: „eher praktisch“. Denn sie kaufe als vielbeschäftigte Junggesellin grundsätzlich nicht ein. Häufig nehme sie einen China-Service in Anspruch, müsse aber einräumen, daß die fernöstlichen Mahlzeiten kalt, fade und zu teuer seien. Dennoch: Wenn man faul im Bett liege, sei Bestellen genau das richtige. Der direkte Einspruch aus der VolontärInnen-Ecke, der angesprochene China-Dienst sei der beste der Stadt, wurde geflissentlich überhört.

Weniger überzeugt war/ist eine andere Kollegin aus der Politik-Redaktion. Sie gab zu Protokoll, in ihrem noch jungen Leben bislang erst einmal bestellt zu haben. Mehr als eine Notlösung könne sie im Ordern nicht sehen, bei der Arbeit könnte es allerdings ganz praktisch sein, fügte sie noch — schon wieder tippend — hinzu.

Die Redakteurin für Ökologie und Umwelt wies uns darauf hin, daß man auch auf die verwendeten Verpackungen achten solle. Besonders umweltfreundlich seien Pappkartons, Plastikschüsseln dagegen, meist als Salatbehältnis benutzt, seien abzulehnen. Schade, denn das in Plastik verpackte Tiramisu schmeckt wirklich hervorragend. Ein weiterer Kritikpunkt der Öko- Spezialistin bezog sich auf das Einweg-Flaschen-System der motorisierten Nahrungsmitteldistributeure — von Alufolie ganz zu schweigen.

Für den schnellen Imbiß im Streß empfiehlt das Layout einen redaktionsnahen Pizzaservice in Altona: der nämlich übertreffe die anderen (vergleichende Werbung macht auch die taz nicht!) in Geschmack und Service. Nur bei der Gestaltung der Speisekarte sei ein ebenfalls dem Stadtteil verbundener Konkurrent überlegen. Der taz-

1Satz, anscheinend allesamt LiebhaberInnen der französischen Küche, empfiehlt sowieso Croques.

Die AutorInnen gehen zur Not auch ins Maggi-Kochstudio. gag/geck