Kuschelige Endzeit-Ironie

■ Ringsgwandl, der singende Selbsttherapeut, fünf Tage in der Fabrik

, der singende Selbsttherapeut, fünf Tage in der Fabrik

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2Georg Otto Ringsgwandl, Arzt und Freizeit-Fool, ließ es sich neulich nicht nehmen, die Hofberichterstattung im größten deutschen Nachrichtenmagazin über seine Arbeit mit einem selbstverfaßten Artikel ebenda zu bilanzieren. Ohne die Assistenz seiner beiden Mitmusiker aber doch mit der selben Sicherheit, beim jeweils nächsten Lacher wieder einem sein Fett zu geben, schrieb sich der Kleinkünstler sein fetzig-kritisches Bauchkribbeln weg.

Ringsgwandl auf der Bühne dagegen ist Rock‘n‘Roll, wie wir ihn nicht glauben und schon lange nicht mehr kennengelernt haben: „Was ich hier tue, ersetzt mir die Therapie.“ Der Sänger und Gitarrist sammelt Pointen mit dem Denunziationswert der Witzseite in einer Regenbogen-Illustrierten. Eine Reihe verkappter V-Effekte als Betrachtungen zu der „dicken Mama, wie wir das Leben zu nennen uns angewöhnt haben“, (Matthias Altenburg), zieht bei Auftritten vorüber. So sehr Ringsgwandel auch durch seine Darbietung spastet, inhaltlich hat er sich auf ewig in der kuscheligen Endzeit-Bastion „Ironie“ eingerichtet.

Natürlich hat der Österreicher auch schon im hiesigen Schmidts- Theater Erfolge gefeiert, wo sich jene treffen, die herzlich „auch mal über sich selbst lachen“ (Besucher der Schmidts-Show). Aktionsgeladen (wie auf dem Cover seines Albums Turaluralu zu sehen) und nach Kalauern auch schon mal besinnlich, so geht es zwischen der Darstellung von Zivilisations-Marotten, Alltagsbeobachtungen und dem oben erwähnten Artikel hin und her.

Das vergangene Jahr verzeichnet ein enormes Ringsgwandel-Presseaufkommen. Möglich, daß aus schierer terminlicher Unabkömmlichkeit Ringsgwandl davon verschont blieb, sich an Aktionen wie der des Musik-Express/Sounds zu beteiligen. Unterschiedlichste Musiker waren gebeten worden, für eine Ausgabe Artikel zu verfassen. Der Schlagerrocker Maffay näherte sich gefühlvoll der Kontroverse um den Artikel 16, als er sich argumentativ in einen „Schwamm, der sich langsam mit Wasser füllt“ versenkte. Jedoch, so wie Maffay betonte, seinen Text „mit der Hand“ statt am Terminal geschrieben zu haben, bewies er eine Ähnlichkeit mit Ringsgwandel: einen Sinn für Spitzen. Kristof Schreuf

Fabrik, 20. - 24.1. jeweils 21 Uhr