An Lehrern wird gespart

■ Die GEW befürchtet, daß die Schulklassen wieder größer werden

befürchtet, daß die Schulklassen wieder größer werden

Nicht nur der eher konservative Deutsche Lehrerverband (DL), auch die Hamburger GEW steht der Autonomie-Debatte skeptisch gegenüber. „Wir sehen einen engen Zusammenhang zwischen dem Autonomie-Konzept und geplanten Sparmaßnahmen“, sagt GEW-Pressesprecherin Anna Ammonn. Die Gewerkschaft sei an einer Erweiterung pädagogischer, personeller und materieller Spielräume durchaus interessiert, nicht aber an einer „Dezentralisierung der Mängelverwaltung“.

Daß im Schulbereich gespart werde, sei sehr wahrscheinlich. Bis 1995 sollen an Hamburgs Schulen insgesamt 300 Lehrerstellen gestrichen werden. Im vergangenen Schuljahr sind bereits 105 Planstellen für Beratungsstunden und Lehrplanarbeit weggefallen, im laufenden Schuljahr werden nochmals 105 Stellen zur Unterrichtung von Aussiedlern und Ausländern sowie zur Förderung lese- und rechtschreibschwacher Schüler gekürzt. In welchen Bereichen die restlichen 90 Stellen im Schuljahr 94/95 wegfallen, sei noch nicht bekannt.

Bereits heute würden in anderen Bundesländern wie in Nordrhein- Westfalen die Lehrerarbeitszeit heraufgesetzt und die Klassenstärken vergrößert. In Bayern sitzen in einer Klasse durchschnittlich bereits wieder 34 Kinder, in Hamburg derzeit noch 24. Sollten sich alle Prognosen bewahrheiten — bis zum Jahr 2000 werden in Hamburg 30000 Schüler zusätzlich erwartet —, wird der Senat der Versuchung, Sparmaßnahmen durchzuführen, wohl nicht widerstehen können.

Gleichzeitig steht eine Welle von Pensionierungen an: Ab 1995 gehen jährlich 750 Lehrer in den Ruhestand. Anna Ammonn: „Allein, um den Stand zu halten, müßten pro Schuljahr fast 1000 Lehrer eingestellt werden.“ Das Institut für Erziehungswissenschaft bildet aber nur 400 pro Jahr aus. Anna Ammonn ist pessimistisch: „Das Zusammenspiel von Lehrermangel und effektivem Spardruck durch einen geänderten Länderfinanzausgleich weckt bei uns schlimme Befürchtungen.“ kaj