Nicht viel mehr als Prinzip Hoffnung

■ Arbeitsamt sah für 1992 "gedämpfte Entwicklung" des Arbeitsmarktes und erwartet für 1993 ein "spannendes Jahr"

und erwartet für 1993 ein »spannendes Jahr«

Der Hamburger Arbeitsmarkt zeigte im letzten Jahr eine „gedämpfte Entwicklung“, berichtete das Arbeitsamt Hamburg gestern bei seiner Monats- und Jahresrückschau der Presse. Die Arbeitslosenzahlen der Hansestadt lagen 1992 unter denen des Vorjahrs, allerdings nur um 1,8 Prozent niedriger. Insgesamt registrierte das Arbeitsamt im Dezember vorigen Jahres 57518 Arbeitslose. Knapp zwei Drittel davon sind Männer, 39,2 Prozent Frauen waren im Weihnachtsmonat arbeitslos gemeldet. ArbeiterInnen waren eher von der Erwerbslosigkeit betroffen als Angestellte.

Im Vergleich mit den alten Bundesländern konstatierte die neue Direktorin des Arbeitsamts Hamburg, Renate Kneisner, eine „positive Entwicklung“ des hiesigen Arbeitsmarktes. Dies trifft allerdings nur dann zu, wenn man die relative Verminderung der Arbeitslosenquote über das Jahr verteilt betrachtet. Insgesamt liegt Hamburg jedoch mit 7,9 Prozent Erwerbslosen über dem Bundesdurchschnitt. Der wird nämlich in den alten Bundesländern mit 7,4 Prozent beziffert.

Stolz gab sich das Arbeitsamt auch bei seinem Jahresresümee bezüglich der Zahlen der arbeitenden Bevölkerung. Erstmals könne Hamburg „mehr als 800000 Beschäftigte“ aufweisen, erklärte Renate Kneisner. Dies sei um so bemerkenswerter, ergänzte Peter Ewert, zuständiger Leiter für Arbeitsmarktpolitik und Arbeitsvermittlung des Hamburger Arbeitsamts, weil die „Hamburger Wirtschaft verhaltener eingestellt hat, und weniger Stellenangebote zur Verfügung standen“.

Doch trotz dieser widrigen Umstände war das Arbeitsamt in der Lage, 1992 rund 90000 Stellen zu vermitteln. Dies sei, so Ewert, eine „leichte Steigerung gegenüber dem Vorjahr“, in Prozent ausgedrückt: eins. Als Grund dieses Erfolgs gab er die „intensivierte Einzelfallbetreuung von Langzeitarbeitslosen“ an, die laut Ewert „auf freiwilliger Basis“ stattfinde.

Obwohl die Jahresstatistik zeigt, daß die Kurzarbeit in Hamburg anstieg, wurde auch hier von Direktorin Renate Kneisner ein positiver Aspekt entdeckt: „Am Horizont ist die Vollauslastung der Beschäftigten zu sehen.“ Sie sehe in dem Phänomen der Kurzarbeit nicht die Vorstufe der Arbeitslosigkeit, son-

1dern die Hoffnung auf Vollbeschäftigung.

Der Ausblick auf das Jahr 1993 fiel ebenfalls optimistisch aus. Renate Kneisner prognostizierte, der

1Hamburger Arbeitsmarkt werde „aufgrund seiner Wirtschaftsstruktur deutlich positiver verlaufen“, denn der Dienstleistungsbereich, in dem rund 80 Prozent aller Hansea-

1tInnen arbeiten, sei weniger konjunkturabhängig als andere Arbeitsbereiche. Peter Ewert ergänzte: „Es wird ein spannendes Jahr.“ Annette Bolz