Mode macht Männer nicht munter

■ Bekleidungshändler jammern/ Nur Ostmänner kauften mehr/ Stabile Preise dank billiger Arbeitskräfte im Ausland

Köln (dpa/taz) – Deutschlands Männer zeigten sich 1992 beim Kauf neuer Garderobe zurückhaltend. Industrie und Handel jammern über Umsatzeinbrüche. Die Herrenbekleidungsindustrie in den alten Bundesländern mußte bis Oktober 1992 gegenüber dem Vergleichszeitraum 1991 ein Minus von 5,6 Prozent hinnehmen. Die Umsätze bei Herrenbekleidung im westdeutschen Handel gingen bis Jahresende um bis zu vier Prozent zurück.

In den neuen Bundesländern fühlten die Männer aber noch einen Nachholbedarf in punkto Outfit, so daß der Handel ein leichtes Plus verzeichnen konnte. Allerdings wollen auch Ostmänner lieber Westmode tragen, so daß die Produktion dort gegenüber 1991 um 20,7 Prozent zurückging, sagten Branchenvertreter gestern im Vorfeld der Internationalen Herren-Mode-Woche/Inter-Jeans, die vom 5. bis 7.Februar in Köln stattfindet.

Neben der Kaufzurückhaltung, die auch im Weihnachtsgeschäft spürbar war, habe es zu wenig echte Neuerungen bei der Herrenmode gegeben, beklagte Heijo Gassenmeier, Geschäftsführer des Bundesverbandes des Deutschen Textileinzelhandels (BTE). Nur ein Drittel der vom BTE befragten Firmen bezeichnete die Mode der letzten Saison als „ausgesprochen verkaufsfördernd“. Lediglich im Bereich der Sportswear habe es modische Impulse gegeben, so daß etwa bei Jeans ein Umsatzplus von 17 Prozent erzielt wurde.

Anzüge in Grautönen und Lederbekleidung waren hingegen Ladenhüter. Und auch in diesem Jahr rechnet der BTE nicht damit, daß die deutschen Männer auf den Modetrip kommen.

Und so geht auch die Herrenbekleidungsindustrie mit eher gedämpften Erwartungen und „nur vorsichtigem Optimismus“ in das neue Jahr. Die einzige Chance, die Klamotten doch noch an den Mann zu bringen, sieht Günther Roesner, Vorstandsmitglied des Verbandes des Herrenbekleidungsindustrie, in der weiteren Verlagerung der Produktion ins kostengünstigere Ausland. Andernfalls müßten die Industriepreise für Herrenbekleidung um mindestens drei Prozent angehoben werden. Dies sei bei der aktuellen Wirtschaftslage aber gegen die Kunden keinesfalls durchzusetzen, meint Roesner. So aber dürfen die deutschen Männer dank der billigen Schneiderinnen und Schneider im Ausland auch 1993 mit stabilen Preisen und manchem Schnäppchen rechnen, versprach der Klamottenmanager.