Hommage mit Schwächen

■ Sopranistin Gwyneth Jones gastierte mit einem Solo-Programm in der Staatsoper

gastierte mit einem Solo-Programm in der Staatsoper

Als Waliserin, sollte man denken, sei die 1986 geadelte Diva Gwyneth Jones resistent gegen trüb-feuchte Witterungseinflüsse. Doch während ihres Solo-Programms O Malvina am Donnerstag abend in der Staatsoper schien die Sopranistin, die momentan auch als Turandot auf der Bühne des Hauses steht, nicht ganz im Vollbesitz ihrer Stimme zu sein. Unsicherheiten in den Alt-Partien, wie bei Giacomo Meyerbeers Arie „Klage der Fides“ aus dem Prophet, und bei leisen Stellen führten nach der Pause dann auch zu Räuspern und Kieksen in ihren Paradearien, etwa als Kundry.

Gewidmet war der Abend dem Andenken an die erste Frau, die Wagners Isolde-Partie singen konnte und damit die Aufführung dieser Oper erst möglich machte, Malvina Schnorr von Carolsfeld. Ausgedacht hatte sich den thematischen Gang der Musikjournalist Klaus Geitel, dessen blasierter Vortrag, angereichert mit spießigen Zotigkeiten und Salon-Witzchen, auch den Großteil des Abends ausfüllte. Im gönnerhaften Plauderton weihte der rotgesichtige Fachmann das Publikum in die mittelmäßig interessante, großbürgerliche Lebensgeschichte der Sängerin ein, die im 19. Jahrhundert ihre gefeierte Bühnenkarriere mit einer Denunziation von Wagners Verhältnis mit Cosima von Bülow beim bayrischen König Ludwig selbst beendete. Opernmythen und wagnerianische Verklärung leiteten jeweils über zu den ausgewählten Arien aus dem Repertoire der 1904 in Demenz verstorbenen Ausnahmesängerin.

Rhythmisch zwar nicht immer ganz einig mit John Wustman am Flügel ließ Gwyneth Jones als Ortrud (Lohengrin), Isolde oder Senta (Der fliegende Holländer) doch zumindest in den Sopranlagen die ungeheure Gewalt ihres stimmlichen Organs zur vollen Geltung kommen.

Daß sie ihre Indisponiertheit entschuldigten, bewiesen die Hamburger dann auch mit vielen Bravos für die traurig ins Haus blickende Adelige. Till Briegleb