Volleyball gucken, Sehnsucht kriegen

■ Gert Stürmer, Zweitliga-Trainer in Bremen

Volleyball gucken,

Sehnsucht kriegen

Gert Stürmer, Zweitliga-Trainer in Bremen

In der Stadthalle hauen sich Welklasse-Sportlerinnen die Bälle um die Ohren, und einer der Bremer Volleyball-Experten schaut sehnsüchtig zu. Gert Stürmer, Coach der Zweitliga-Frauen vom Turnverein der Bahnhofsvorstadt, (TVdB) bekommt angesichts der beim Nationenturnier gezeigten Leistungen Gefühle. Die Athletik der Spielerinnen aus Kuba und Rußland begeistert ihn. Das sichere Kombinationsspiel der Niederländerinnen oder eine Zuspielerin vom Schlage der Italienerin Benelli beobachtet er mit Bewunderung. Kann er für seine Arbeit irgendetwas vom Gesehenen mitnehmen?

Ja, sagt er, aber das hat auch seine Geschichte. Bei den Turnieren in den letzten Jahren hat er beim früheren Bundestrainer Niemczyk viel gelernt. Karteikarten legte Stürmer an, beim Training notierte er jede Übung. Beim Turnier selbst holte er sich Anregungen für das eigene Team. „Das hat viel mit Motivation zu tun“, erklärt er, „bei mir selbst ebenso wie bei meinen Spielerinnen. Wir setzen uns neue Ziele, versuchen mit unseren bescheidenen Mitteln das zu trainieren, was umsetzbar ist.“ Leicht hat er es dabei nicht. Allzu große Illusionen hat er sich bei einem dreimaligen Training pro Woche abgeschminkt. „Um so sicher anzunehmen wie zum Beispiel die Holländerinnen, bräuchten wir mehr Übungszeiten. Das ist aber völlig unmöglich. Die wiederholen soetwas tausendfach bis es hundertprozentig klappt. Wir machen das fünfzig Mal.“

Neue Perspektiven und Ziele sucht Stürmer nicht in Büchern, sondern gerade auf Veranstaltungen wie dem Internationalen Volleyballturnier. „Man muß das sehen, Trainer wie Spielerinnen“. Und hat er sich nicht schon ein wenig nach Verstärkungen umgeschaut? Da lacht er. „Es gibt Teams in der zweiten Liga, die haben nicht die Spur einer Chance aber dafür einen Etat von 350.000 Mark pro Jahr. Unseren sage ich lieber nicht, meine Leute bekommen nicht einmal Kilometergeld.“ Auch die Türkinnen, in Bremen eine positive Überraschung, sind für ihn kein Thema. Die sind ihrer Heimat, im Vergleich zu anderen Frauen, recht gut gestellt. „Gestern habe ich mit einem türkischen Funktionär geredet. Der fragte freundlich: Wieviel gibt's zu verdienen? Zwei- oder sechtausend pro Monat? Diese Summen sind hier in Bremen utopisch. Wir können ideelle Hilfe leisten, Freundschaft und eine nette Atmosphäre. Vielleicht besorgen wir sogar eine Wohnung und einen Job. Mehr geht aber nicht.“. M. M.

Spielplan Samstag: 12.00 Uhr: Überkreuzvergleich mit Deutschland; 18.00 u. 20.00 Uhr: Überkreuzvergleich mit Kuba und Rußland.

Sonntag: 10.00 Uhr: Spiel um Platz 5; 12.00 Uhr: Spiel um Platz 3; 14.30 Uhr: Endspiel