Döner Kebab verfälscht: 4.000 Mark Geldstrafe

■ Fleischermeister verstieß gegen Döner-Kebab-Verkehrsauffassung

Berlin. Ein 43jähriger Fleischermeister aus Wedding wurde wegen monatelanger Herstellung von verfälschtem Döner Kebab gestern zu einer Geldstrafe von 4.000 Mark verurteilt. Das Amtsgericht Tiergarten sah einen Verstoß gegen den Schutz vor Täuschung im Lebensmittelverkehr darin, daß der verantwortliche Produktionsleiter einer auf die türkische Spezialität orientierten Neuköllner GmbH auf Drängen der türkischen Gesellschafter an sechs Tagen in der Woche jeweils rund eine Tonne mit unzulässigen Zusätzen herstellen ließ. Die Beanstandungen wurden amtlich vor allem an Imbißständen in Hellersdorf, Weißensee und Köpenick in der Zeit von Juni 1991 bis Januar 1992 durch Proben festgestellt.

Der 49jährige Facharzt für Lebensmittelhygiene Hans-Joachim Klare hatte als Sachverständiger ausgeführt, daß der Fleischermeister gegen die seit dem 1. Juni 1988 festgelegte Berliner Verkehrsauffassung über Döner Kebab verstieß. Diese war auf Anregung des Vereins türkischer Kaufleute mit türkischen Herstellern, dem türkischen Generalkonsulat, der Fleischer-Innung, der Industrie- und Handelskammer, der Verbraucherzentrale und der Senatsgesundheitsverwaltung erarbeitet worden. Danach darf Döner Kebab nur aus Kalb-, Rind- und Schaffleisch mit einem Anteil von maximal 60 Prozent Hackfleisch bestehen. Brühwurstartige Zutaten und Stärke sind nicht erlaubt. Auch darf nur maximal fünf Prozent Wasser oder Eis zugesetzt werden. Der Fettgehalt soll höchstens 20 Prozent betragen.

Die Neuköllner Firma hatte unter der Verantwortung des Angeklagten Waren mit 80 bis 90 Prozent Hackfleischmasse, fast 14 Prozent Stärke und über 20 Prozent Fett als Döner Kebab angeboten. Soweit die Firma die Bezeichnung Drehspieß verwendete, sah das Gericht ebenfalls eine Abweichung von der herrschenden Verkehrsauffassung, weil die Wertminderung nicht ausreichend gekennzeichnet war. Der Kunde am Imbißstand gehe davon aus, daß es sich bei dem am Grill gedrehten Fleisch um Döner Kebab handele. Der Fleischermeister wurde Ende März 1992 entlassen. Seit dieser Zeit ist er arbeitslos. adn