Gibt es Brezeln nur für Deutsche?

■ Eine neue Lektion zu einem ewigen Thema: Ausländerfeindlichkeit

Mitte. „Gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“ sollte am letzten Sonntag eine Filmparty im Tränenpalast stattfinden, für die Solange Pereira-Schäfer morgens noch schnell 50 Brezeln bei der Brezelbäckerei Ditsch bestellte. Wie aktuell dieses inzwischen schon etwas abgegriffene Motto immer noch ist, zeigte sich am Nachmittag, als eine Kollegin der gebürtigen Brasilianerin die bestellte Ware am Alexanderplatz abholen wollte. „Die habe ich nicht“, erklärte der Verkäufer, erinnerte sich aber noch an die Bestellung: „Das war doch so eine Ausländerin.“ Als Patricia Fehlberg eine halbe Stunde später die endlich fertig gebackenen Brezeln abholte, fügte er noch hinzu, er habe die Bestellung nicht ernst genommen, weil sie von einer Ausländerin aufgegeben worden sei. Wenn da schließlich jeden Morgen ein Ausländer käme und Brezeln bestellte...

Unfähig, auf eine derartige Zumutung direkt zu reagieren, nahm Patricia Fehlberg die dringend benötigte Eßware schließlich mit und wandte sich danach mit ihrer Kollegin an die Öffentlichkeit.

„Ich bin nicht verantwortlich“, erklärte Bernd Otto, Leiter der Vertriebsgesellschaft der Brezelbäckereien in Berlin, gestern gegenüber der taz. Angestellt habe den unglückseligen Verkäufer nämlich der Pächter der Brezelbäckerei unter dem S-Bahnbogen. Mit dem hätte er aber noch nicht sprechen können, weil er telefonisch nicht erreichbar sei. Und vorher könne er zu dem Fall nichts sagen. Außerdem: „So etwas passiert in Berlin doch jeden Tag.“ Wenn sich der Vertriebsleiter auch für das Wohl der ausländischen KundInnen nicht sonderlich zu interessieren scheint, so ist er wenigstens besorgt um die MitarbeiterInnen in den Brezelshops. Schließlich treiben sich am Alexanderplatz so viele Radikale herum, und da kann man ja nicht wissen, ob nicht infolge eines Zeitungsartikels wie diesem eine Ausländerbande einen Anschlag auf den Shop verüben könnte.

Verantwortlich für die Klärung dieses Vorfalls fühlt sich hingegen Tomas Serret von der Asynchron Filmoffensive, die die Filmparty organisiert hat. Er wolle „entsprechende Maßnahmen“ in die Wege leiten, wenn aus dem Vorfall keine Konsequenzen gezogen würden, kündigte er gestern an. akk