Interview
: "Nicht zu früh mit dem Rad auf die Straße"

■ Der pensionierte Verkehrspolizist Günther Lefeber plädiert für mehr Geduld mit den Kindern

INTERVIEW

»Nicht zu früh mit dem Rad auf die Straße« Der pensionierte Verkehrspolizist

Günther Lefeber plädiert für mehr Geduld mit den Kindern

Günther Lefeber hat seit 1965 als Verkehrserzeiher Hamburger SchülerInnen unterrichtet. Aus Überzeugung besaß der 1992 pensionierte Polizist nie ein Auto.

Haben sich die Kinder sich in den 27 Jahren ihrer Tätigkeit als Verkehrslehrer verändert?

Der Druck auf die Kinder in der Familie und Schule hat zugenommen. Heute sind sie immer unter Streß und können kaum noch abwarten, bis die Ampel auf Grün springt. Außerdem ist ihre Bereitschaft, Risiken einzugehen, größer geworden. Sie verdrängen das Bewußtsein der Gefahr — im Fernsehen geht es ja auch immer gut aus.

Sind die Kinder beim Radfahren ungeschickter als früher?

Ja, und es ist doppelt schwierig für sie. Viele Kinder sollen heute viel früher Radfahren lernen. Es fehlen ihnen dafür aber die Fertigkeiten wie beispielsweise der Geleichgewichtssinn, weil sie zuviel sitzen und sich zuwenig bewegen. Gleichzeitig hat der Verkehr stark zugenommen.

Welchen Rat würden sie Eltern geben?

Sie sollten die Kinder nicht zu früh mit dem Rad auf die Straße zu lassen und ihnen Zeit zum Üben zu geben. Und vor allem: mehr Ruhe und Gelassenheit. Außerdem sollten sich Erwachsene überlegen, inwieweit sie selbst zum Straßenverkehr beitragen und das Leben der Kinder einengen.

Wie könnte man Kinder im Straßenverkehr besser schützen?

Ich plädiere dafür, daß Ampeln so geschaltet werden, daß kein Auto fahren darf, wenn die Fußgänger Grün haben, auch kein Abbieger. Für Lkws schlage ich einen Flankenschutz vor, der verhindert, daß die Kinder unter die Räder kommen und überrollt werden.

Würden Sie gerne weiter als Verkehrserzeiher arbeiten?

Ich bin froh, daß ich nicht mehr den Zwang und die Verantrwortung habe, die Kinder so zu disziplinieren, daß ihnen in dem heutigen Straßenverkehr nichts passiert und ihnen beizubringen, daß Erwachsene unzuverlässig sind und sich nicht an die Regeln halten.