Stiftung steht, Konzept steht noch aus

■ Brandenburgische KZ-Gedenkstätten werden künftig als Stiftung geführt / Sicherung und Sanierung der vernachlässigten Bausubstanz größtes Problem / Nutzung des Frauen-Kzs Ravensbrück noch unklar

Potsdam. In den brandenburgischen KZ-Gedenkstätten Sachsenhausen und Ravensbrück soll künftig das Nachdenken über Vergangenheit und Gegenwart stärker miteinander verknüpft werden. Bei der Neukonzeption müsse das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus mit der Auseinandersetzung um gegenwärtige rechtsradikale Tendenzen verbunden werden, sagte Uwe Koch vom brandenburgischen Kulturministerium in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Die Gedenkstätten sollen in eine Stiftung öffentlichen Rechts überführt werden. Nach den Bonner Finanzzusagen stehe dem nichts mehr im Wege. Der Beschluß werde am morgigen Dienstag abschließend im Potsdamer Kabinett beraten, so Koch.

Der Stiftung sollen in diesem Jahr je 4,5 Millionen Mark aus Bundes- und Landesmitteln zur Verfügung stehen. Aus dem Brandenburger Etat sind allein zwei Millionen Mark für Investitionen vorgesehen. Die Sicherung und Sanierung der bisher vernachlässigten historischen Bausubstanz in den ehemaligen Lagern sei eines der größten Probleme, so Koch. Über die Gelder für die Folgejahre müsse mit Bonn neu verhandelt werden. Brandenburg hofft auf ein stärkeres finanzielles Engagement der Bundesregierung. Brandenburgs Kulturminister Hinrich Enderlein (FDP) hatte wiederholt die nationale Verantwortung für die KZ-Gedenkstätten sowie eine Zusammenarbeit von Bund und Ländern in dieser Frage angemahnt.

Mit der Stiftung sollen Defizite einseitiger DDR-Geschichtsbetrachtung sowie Tabuzonen aufgearbeitet werden. Eng werde mit ehemaligen Häftlingen zusammengearbeitet. Ausstellungen und Projekte mit den USA, Dänemark und den Niederlanden werden vorbereitet. Mit Hilfe der Stiftung soll nicht nur in Sachsenhausen und Ravensbrück, sondern auch im ehemaligen Zuchthaus Brandenburg eine Dokumentationsstelle eingerichtet werden.

Die noch von russischen Militärs bewohnten Häuser auf dem Gelände des ehemaligen Frauen- KZs in Ravensbrück bei Fürstenberg sollen nach Angaben von Koch bis Herbst geräumt sein. Über die weitere Nutzung sei noch nicht entschieden. In Ravensbrück waren von 1939 bis 1945 über 90.000 Frauen zu Tode gekommen. Die Gedenkstätte sollte jedoch eine „überschaubare Größe“ haben. Ob dabei der umstrittene Supermarkt, dessen Eröffnung wegen internationaler Proteste 1991 verhindert worden war, einbezogen werde, sei offen.

Zur Neugestaltung des Konzentrationslagers in Sachsenhausen, wo bis 1945 rund 204.000 Menschen aus ganz Europa inhaftiert waren, hatte es nach Empfehlungen einer Expertenkommission Irritationen von Opferverbänden gegeben. Der Zentralrat der Juden in Deutschland hatte sich gegen eine Gleichsetzung von der NS- Zeit mit der Zeit nach 1945 gewandt. Nach dem Kriege hatte der sowjetische Geheimdienst in Sachsenhausen das berüchtigte Speziallager Nr. 7 eingerichtet.

Dem Zentralrat der Juden sei die Mitarbeit in Stiftungsgremien angetragen worden. Die Gespräche zur inhaltlichen Neugestaltung seien nicht abgeschlossen, so Koch. Über die Jüdische Baracke, die bei einem Anschlag im September vergangenen Jahres fast völlig ausbrannte, sei noch nicht entschieden. dpa