Für Lummer sind Lichterketten „zum Kotzen“

■ Ausländerfeindlichkeit: Kein Grund zur Scham/ Burschenschaftstreffen in Jena

Jena (AP/dpa/taz) – Etwa 100 Jugendliche haben am Samstag gegen den Burschenschaftstag in Jena protestiert. Über eine Stunde lang verhinderten sie mit Eierwürfen, Blockierungen des Zufahrtsweges vor dem Tagungsort am Volkshaus einen Auftritt des CDU-Rechtsaußens Heinrich Lummer. Die Demonstranten riefen Sprechchöre wie „Ich bin nichts, ich kann nichts, laßt mich in die Burschenschaft“ oder „Saufen, saufen, fressen, habt ihr Freiheit schon vergessen“. Erst nachdem das Polizeiaufgebot verstärkt worden war, konnte Lummer das Volkshaus betreten. Eine Person wurde wegen Widerstandes gegen Vollzugsbeamte festgenommen.

In seiner Rede vor den etwa 300 Delegierten der Deutschen Burschenschaft, des Dachverbandes für 129 studentische Verbindungen in Deutschland und Österreich, warnte Lummer vor der „Utopie einer multikulturellen Gesellschaft“, die er als eine „latente Konfliktgesellschaft“ bezeichnete. Das Recht auf Freizügigkeit stehe dem Recht auf Heimat gegenüber, sagte Lummer. Man könne die Heimat auch durch Masseneinwanderung verlieren.

Es sei nicht zu erwarten, daß die Einwanderer einem „deutschen Verfassungspatriotismus huldigen“ würden. Beispielsweise sei ein Türke zu stolz, seine Staatsbürgerschaft aufzugeben. „Ich akzeptiere das, denn ich bin stolz darauf, Deutscher zu sein“, sagte Lummer und kritisierte Politiker, die angesichts der fremdenfeindlichen Übergriffe ihre Scham zum Ausdruck gebracht haben. Demonstrationen zugunsten von Ausländern bezeichnete er als „unerträglich“, weil damit „völlig zu Unrecht Ausländerfeindlichkeit der Deutschen unterstellt“ werde. „Mich kotzt das an“, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete und ehemalige Innensenator von Berlin unter dem Beifall der Burschenschaftler.

Mehrheitlich sprach sich die Deutsche Burschenschaft dafür aus, als politisches Ziel weiter einen „volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriff“ zu vertreten.