Was Frau Schwaetzer empfiehlt

Die Münchner Immobilien- und Maklerfirma „Germania“ hat ihren Schwerpunkt in Berlin und den neuen Bundesländern  ■ Aus Berlin Uwe Rada

Keine repräsentative Stadtwohnung für Frau Schwaetzer: der Altbau an der Ecke Sonnenallee26/ Reuterstraße 66 im Berliner Bezirk Neukölln macht einen verwahrlosten Eindruck. Von der gelben Fassade bröckelt der Putz, im Innenhof sind mehrere Fensterscheiben kaputt. Die Germania Vermögensanlagen GmbH läßt grüßen.

„Seit mehreren Jahren stehen hier Wohnungen leer“, berichtet die Mieterin Manuela L. „Wenn ein Mieter auszog, wurde meistens nicht mehr weitervermietet.“ Mittlerweile sind auf diese Weise sechs der insgesamt 14 Wohnungen dem ohnehin kollabierenden Berliner Wohnungsmarkt entzogen. Der Leerstand wurde von den MieterInnen zwar beim zuständigen Wohnungsamt angezeigt, „aber aus irgendwelchen dubiosen Gründen ist bisher nichts passiert“, berichtet eine andere Mieterin. Eigentümer des Grundstücks ist seit August dieses Jahres eine Grundstücksgesellschaft, die allerdings lediglich unter der Adresse des Mietshauses firmiert. „Wer tatsächlich dahintersteckt, wissen wir nicht“, meint Manuela L.

Vermittelt wurde das Eckhaus von der Immobilienfirma „Germania Vermögensanlagen GmbH“ mit Sitz in München. Diese Firma ist nach eigenen Angaben eine reine Immobilien-Vertriebsgesellschaft und tritt somit nicht als Eigentümer auf. Das Haupttätigkeitsfeld liege bei der Vermittlung von Investoren für den Neubau von Wohnungen und Geschäftsbauten. Seit der Firmengründung im Jahre 1981 habe die Firma ein Investitionsvolumen von fünf Milliarden Mark veranlaßt. Ein weiterer Schwerpunkt ist offenbar aber auch die Vermittlung von sogenannten „Modernisierungsobjekten“. So hatte im Juli letzten Jahres der von der Germania vermittelte Eigentümer am Ludwigkirchplatz2 in Charlottenburg, ebenfalls eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), den MieterInnen die Modernisierung sowie den Ausbau des Dachgeschosses angekündigt. Bei einer Mieterin sollte die Miete von bisher 335 DM auf 1.200 DM steigen. „Erst nachdem wir Widerspruch eingelegt haben, war der Besitzer bereit zu verhandeln“, so die Mieterin. Mittlerweile sollen die Mieten auf 10 Mark pro Quadratmeter steigen.

Seit der deutschen Vereinigung liegt der Schwerpunkt der Firma in Berlin und den neuen Bundesländern. Den Investoren ergäben sich dort, erklärte der Germania-Aufsichtsratsvorsitzende Helmut Werner, die gesetzlich ermöglichten hohen Abschreibungsmöglichkeiten.

In derselben Ausgabe der Hauspostille „Germania Exclusiv Informationen“, in der Bauministerin Irmgard Schwaetzer die „wertvollen Dienste“ der Immobilienfirma empfahl, wurden unter anderen Eigentumswohnungen im Ost- Berliner Bezirk Pankow angeboten. Die steuerlichen Anreize für den Erwerb von Eigentumswohnungen, durch die keine einzige Wohnung neu geschaffen würde, ist seit langem einer der Hauptkritikpunkte des Deutschen Mieterbundes an der Politik Irmgard Schwaetzers.