: Containertürme oder Biotop?
■ Pläne für die Hafenerweiterung Altenwerder stehen für jedermann/jedefrau zur Diskussion
stehen für jedermann/jedefrau zur Diskussion
Ab heute sind die Pläne für die Hafenerweiterung Altenwerder öffentlich ausgelegt. Geht es nach der Wirtschaftsbehörde, sollen die Reste des Fischerdorfes samt einem 200 Hektar großen, ökologisch wertvollen Biotop einem Containerumschlagplatz weichen. Zur Jahrtausendwende würde demnach die Altenwerder Kirche, die allein erhalten bleiben soll, einsam aus Containerstapeln ragen.
Ob es so weit kommt, hängt vom Planfeststellungsverfahren ab, das frühestens am Jahresende entschieden wird. Bis zum 25. März können die Pläne in den Bezirksämtern Harburg und Hamburg-Mitte, den Ortsämtern Süderelbe und Finkenwerder und beim Amt für Strom- und Hafenbau eingesehen werden. Jede/r, der oder die „sich von der Hafenerweiterung in Altenwerder betroffen fühlt“, kann bis zum 8.April Einwände erheben, erklärt Herbert Nix vom Förderkreis „Rettet die Elbe“. Es spiele keine Rolle, „wo der Mensch wohnt“. Beeinträchtigt sei schließlich auch, wer Freunde in Altenwerder hat oder gelegentlich dort spazieren geht. Der Verein bereitet eine Sammeleinwendung vor, die nur unterschrieben werden muß, und einen „Einwendungsratgeber“.
Die Hafenerweiterung „ist zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und der Arbeitsplätze in Hamburg unausweichlich“, sagt Wirtschaftssenator Hans-Jürgen Krupp. „Die Zukunft des Hafens ist nur durch den konsequenten Ausbau hin zum Logistik- und Dienstleistungszentrum mit dem Verbund der Verkehrsträger Schiff, Straße und Bahn zu sichern.“ Daß zusätzliche Hafenflächen unbedingt dort bereitgestellt werden müssen, wo nach der städtischen Vertreibung der menschlichen Bewohner zahlreiche schützenswerte Tiere und Pflanzen siedeln, bezweifeln nicht nur Umweltschützer. Die wirtschaftspolitische Sprecherin der GAL, Krista Sager, hält die Erweiterung auch aus ökonomischen
1Gründen für überflüssig. „Es ist eine Legende, daß Wachstum nur bei steigendem Flächenverbrauch möglich ist.“ Durch effektiveres Flächenmanagement, Sanierung verschmutzter Flächen und Umstrukturierung von Hafenbetrieben könnten zusätzliche Flächen geschaffen werden. Altenwerder soll nach den Vorstellungen des Amts für Strom- und Hafenbau mit zwölf Millionen Kubikmetern Sand sturmflutsicher zugeschüttet werden — vorher sollen die Häuser geräumt, die Bewohner umgesiedelt und das
1Gelände plattgemacht werden. Aufschüttung und Kaimauerbefestigung veranschlagt die Behörde mit rund 560 Millionen Mark.
Die Stadt schüttet auf, den Rest sollen Investoren erledigen. Welche Unternehmen die Baukosten von etwa einer Milliarde für Kräne, Schuppen und Terminals übernehmen werden, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Viele größere, im Hamburger Hafen ansässige Firmen hätten ihr Interesse für Altenwerder bereits bekundet, es sei noch nicht entschieden, wer den Zuschlag er-
1hält, so die Wirtschaftsbehörde, die noch ein Ja für die wirtschaftliche Nutzung des Geländes brauche. Hier beißt sich nach Auffassung von Herbert Nix die Katze in den Schwanz, denn im Planfeststellungsverfahren muß die Behörde ihren Flächenbedarf nachweisen, und „dazu gehören auch Investoren“. Vera Stadie
Der Vordruck für die Sammeleinwendung und der „Einwendungsratgeber“ sind erhältlich beim Förderkreis „Rettet die Elbe“, Dreikatendeich 44, 2103 Hamburg 95, Tel. 393001
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen