90 Grüne Bündel

STÖRZEILE

90 Grüne Bündel

Sowas kommt von sowas: Da rackern sich das ostdeutsche „Bündnis 90“ und die westdeutschen „Grünen“ monatelang ab, um eine Hochzeit in greifbare Nähe zu rücken, und am Ende gibt es Streit um den gemeinsamen Familiennamen. Genaugenommen sogar nur darum, welcher Partner denn zuerst genannt werden soll: das „Bündnis 90“ — weil es Balsam für die angeknackste seelische Befindlichkeit der FreundInnen aus dem Osten sein könnte; oder „Die Grünen“ — um jederfrau schon auf den ersten Blick zu zeigen, wer die Hosen anhat.

Die GAL-Entscheidung für „Bündnis 90/Die Grünen“ bedeutet aber nicht, daß die Hosen ausgezogen und in den Schrank gehängt sind. Denn künftig werden die Hamburger auf den Wahlzetteln mit einem Namen auftauchen, der viele Liberale vor Neid erblassen lassen wird. Etwa die Justizministerin Sabine Leuthäuser-Schnarrenberger oder den Geschäftsführer der FDP-Bürgerschaftsfraktion Gerold Hinrichs- Henkensiefken. Wer grün wählen will, muß das Kreuzchen beim „Bündnis 90/Die Grünen/Landesverband Hamburg/Grün-Alternative-Liste (GAL)“ machen.

Dabei hätte es ohne weiteres einprägsame und fantasievolle Lösungen geben können. Im Versammlungsraum der Werkstatt 3 prangten die Vorschläge auf Papptafeln von den Wänden: „Gründnis“, „Die Grünen im Bündnis“, „Grünes Bündel“, „Neunzig Grüne“ oder schlicht „Georg“ (für gemeinsame Organisation). Einzig das mit den neunzig Grünen hätte ins Auge gehen und mit der Mitgliederzahl verwechselt werden können. Aber so viele waren ja nicht einmal da. Rechnet man das gute Dutzend Presseleute, die Fraktion und den Vorstand nicht mit, war die GAL- Basis mit satten dreißig Mitgliedern vertreten. Immerhin zwei mehr als bei der vergangenen PDS-Vollversammlung. Norbert Müller