Unterm Strich

Brisantes: Der russische Generalstaatsanwalt Valentin Stepankow berichtet in seinem jetzt veröffentlichten Buch Das Kreml-Komplott von einem grausligen Coup des KGB. Als Gorbatschow während des Putsches im August 1991 Zwangsurlaub auf der Krim machte, war er drei Tage lang von allen Verbindungen abgeschnitten: auch von seiner neunköpfigen Atomwache. Die flog auf Anweisung des Generalstabes nach Moskau zurück und nahm auch den Atomkoffer des Präsidenten mit. „Damit lag die Verfügungsgewalt über die Kernwaffen voll und ganz bei der Generalität von Armee und KGB“, schreibt Stepankow.

Freudige Überraschung: Die Bonner Kunsthalle meldet stolz, daß rund 220.000 Menschen die Ausstellung von 70 Meisterwerken der klassischen Moderne Von Cezanne bis Pollock besucht haben. Als nächstes sollen Arbeiten von Sam Francis, einem Vertreter des amerikanischen Expressionismus, gezeigt werden. Die Bonner hoffen, daß der Künstler die Austellung am 12. Februar höchstpersönlich eröffnet.

Brite zu Besuch: Der englische Komponist Sir Peter Maxwell Davies dirigiert am Donnerstag und Freitag das Leipziger Gewandhausorchester. Aufgeführt werden zwei eigene Werke des führenden englischen Komponisten der Gegenwart: das Strathclyde Concerto Nr. 2 für Violoncello und Orchester und die Komposition An Orkney Wedding with Sunrise, das als das am häufigsten aufgeführte zeitgenössische Stück überhaupt gilt. Weiterhin stehen die Hebriden- Ouvertüre und die Italienische Sinfonie von Felix Mendelsohn Bartholdy auf dem Programm.

Lasten: Dem Berliner Filmproduzenten Artur Brauner überreicht heute Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. Die Auszeichnung wird dem Chef der Berliner CCC-Filmstudios für seine Verdienste um die Stadt und das kulturelle Leben als auch um den deutschen Film verliehen. Brauner produzierte bis heute über 250 Spielfilme, zuletzt den Hitlerjungen Salomon. Soll man da nun gratulieren? Bei den Franzosen wird man Ritter der Ehrenlegion, die Briten nennen ihre herausragenden Kulturschaffenden Sir oder Dame. Und was haben wir zu bieten? Träger des Bundesverdienstkreuzes. Klingt nach Lastesel.

Hoher Kunstverstand:Sarah Kirsch erhält für ihren Gedichtband „Erlkönigs Tochter“ den mit 15.000 Mark dotierten Peter-Huchel-Preis für deutschsprachige Lyrik. Die Jury lobt in ihrem Votum den „hohen Kunstverstand der Autorin im Umgang mit Bildern, Klängen und Versen“.

Auflösung: Wie schaffe ich mir überflüssige Musiker vom Hals? Kein Problem im sächsischen Freiberg. Man kündigt dem Orchester des Stadttheaters und gründet eine „Mittelsächsische Philharmonie“, in der gerade mal noch die Hälfte der Hinterbliebenen untergebracht werden können.