■ Cash & Crash
: Italien will zurück

Was wird Mister Clinton tun? Niemand weiß das, Mr. Clintons Äußerungen sind „meist vage“. Sagt Mario Vargas Llosa und fürchtet im Wall Street Journal, daß sich das amerikanische Kapital aus der Welt zurückziehe. Die Folgen wären schlimm, meint er, Llosa ist Dichter, sogar der bedeutendste seiner Heimat Peru.

Doch warum sollte er nicht ebensogute Ratschläge erteilen wie professionelle Analytiker? Am Wochenende sorgte die neueste Irak-Krise für einen Kursansteig des US-Dollar, am Montag war der Kriegsgewinn verraucht. Dafür erholte sich der amerikanische Aktienmarkt, der einen Kurseinbruch erlitten hatte – der Dow-Jones-Index war letzte Woche um 49,44 Punkte auf 3.251,67 Punkte gefallen. Der Grund war Mr. Clinton, der den vagen Eindruck erweckte, er werde das Gesundheitswesen reformieren und die Tabaksteuer erhöhen. Sofort fielen die Pharma- und Zigarettenwerte. Mehr Vertrauen als neugewählte Präsidenten genießen Manager: als Kodak die Wahl eines Finanzchefs bekanntgab, wurden die Aktien der Firma um 3.25 Dollar höher bewertet. Auch der Zigarettenmarkt schien wieder sicherer: Philip Morris stieg am Montag sachte an – wer weiß, was Clinton morgen sagt?

Auch Deutsche Aktien pendelten ohne Richtung um den Stand der Vorwoche herum, „keiner traut sich was“, stöhnte ein Frankfurter Börsianer. Daimler, BMW, Volkswagen und Thyssen legten zu, dafür verloren die Banken und der Baukonzern Bilfinger & Berger. Das große Geld bleibt in Devisen geparkt, der Markt spekuliert weiter auf Zinssenkungen der Bundesbank. Dort hüllt man sich in Schweigen, einer ihrer Sprecher, zuständig für Volkswirtschaft, mahnte die Regierung, einen beharrlichen Sparkurs einzuhalten: Das Geld soll teuer bleiben, und da paßt es ins Konzept, daß Italiens Finanzminister angekündigt hat, er wolle in diesem Jahr 15 Milliarden Dollar auf dem europäischen Kapitalmarkt leihen. Er hofft, mit diesem Devisenpolster in das Europäische Währungssystem zurückkehren zu können. Eine erste Rate im Wert von 4 Milliarden Mark bringt die Deutsche Bank auf den Markt, der Zinssatz ist ein halbes Prozent höher als derjenige der Bundesanleihen.

Das Geschäft mit Auslandsanleihen floriert. Warum also Aktien kaufen? Über deutsche Leitzinsen darf weiter spekuliert werden: „Frühestens im Februar, wenn nicht erst zum Quartalsende“, könnten sie sinken. Oder auch nicht, orakelt die Berliner Bank. Niklaus Hablützel