Schlange im Briefkasten

Spinnen in Yukkapalmen gehören dem Volksmund zufolge zum Alltag jeder anständigen Hafenstadt. Im schönen Lübeck aber jagte jetzt ein sich ringelndes Postgut ohne jegliche Adresse und Absender einem für die Dressur exotischer Tiere nicht ausgebildeten Postbeamten einen gehörigen Schrecken ein. Als der Postbeamte einen vermeintlich harmlosen Briefkasten in der Nähe des Lübecker Hauptbahnhofs leerte, lag unter Briefen und Postkarten eine Schlange. Hatte das Tier seinen Adressenaufkleber verloren oder wurde es ein Opfer menschlicher Herzenskälte gegen Schuppenkriechtiere?

Eine herbeigerufene todesmutige Streifenwagenbesatzung, die nachgewiesenermaßen nicht unter einer Schlangenphobie litt, brachte das verstörte Reptil in ein Tierheim, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Fachkundige Pfleger identifizierten die 80 Zentimeter lange Schlange als eine völlig ungiftige chinesische Zweistreifen-Natter. Wie das Tier in den Briefkasten gelangt war, konnte die Polizei bisher nicht ermitteln. Auch Tierschutzverbände konnten gestern noch nicht sagen, ob es sich möglicherweise um einen Ausbruchsversuch aus einem Terrarium handelte. dpa/taz