Es gibt ein Leben nach der Tumorentfernung

■ Im UKE soll mittels einer Studie die Lebensqualität von Erwachsenen nach Tumorerkrankungen untersucht werden

soll mittels einer Studie die Lebensqualität von Erwachsenen nach Tumorerkrankungen untersucht werden

Ein Krebstumor im Gehirn stellt nicht nur Anforderungen an die Betroffenen, sondern auch an die Medizin. Das Hamburger Universitätskrankenhaus Eppendorf (UKE) untersucht jetzt die „Lebensqualität von Erwachsenen nach Hirntumoroperationen“, so der Name des Forschungsprojektes. Das Ziel der ersten großangelegten Untersuchung in der BRD sieht der Leiter, Professor Hans-Dietrich Herrmann, in „einer Verbesserung der Hilfeleistung für Patienten“.

Tumorpatientinnen und -patienten leiden unabhängig von Art und Ort des Zellgeschwürs oft unter den gleichen Symptomen wie Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnislücken und Sprachstörungen. Diese Hirnfunktionsstörungen können durch den Tumor selbst, aber auch durch die Operation und die anschließende Strahlenbehandlung verursacht sein.

Nicht weniger schwerwiegend als die neuropsychologischen Folgen des Hirnkrebses beeinträchtigen psychische Faktoren das Leben der Betroffenen: Auch nach einer gelungenen Operation sind die Geheilten oft depressiv, lebensunsicher und ängstlich. Jeder Kopfschmerz wird als neues Krankheitsanzeichen gefürchtet, jede Gedächtnislücke als Spätfolge betrachtet. Die Einschätzung des eigenen Leistungsvermögens mißlingt oft.

Die verminderte Lebensqualität der Tumorbehandelten gilt oft als Preis für die Lebensverlängerung. Der Neurologe Herrmann möchte zusammen mit zwei Psychologinnen in der UKE-Studie klären, wie mit Betreuungs- und Rehabilitationsmaßnahmen die Lebensqualität verbessert werden kann. Sogar die Möglichkeit, daß die momentane medizinische Standardbehandlung — Entfernung des Tumors und anschließende Strahlen- oder Chemo- Therapie — modifiziert werden muß, zieht Herrmann in Betracht. Unsicher ist, ob nicht die bestehende Behandlungsmethode selbst die postoperativen Beschwerden verursacht. Bei gutartigen Gehirntumoren, den Meningeomen, wird eine Entstehung durch Röntgenstrahlung vermutet. Die Entwicklung von bösartigen Krebsgeschwüren im Gehirn konnte bislang nicht geklärt werden. Klar ist nur, daß Nachsorgemaßnahmen bei Hirntumorbehandlungen anders aussehen müssen als für andere neuropsychologische Störungen.

Die UKE-Studie wird von der Deutschen Krebshilfe mit insgesamt 1,4 Millionen Mark gefördert. Fünf Jahre lang sollen rund 200 Personen je ein Jahr lang betreut werden. Mehrmals vor und nach der Operation werden Daten der Lebensqualität wie körperliche, seelische und soziale Beeinträchtigungen erhoben. So sollen die Ergebnisse der unterschiedlichen Tumorbehandelten verglichen werden. Annette Bolz