Gönül Baki ermittelt weiter

■ Aktenzeichen gefunden / Akten nicht aufzutreiben

Gönül Baki sitzt immer noch in der Türkei fest. Mittlerweile hat die Bremerhavener Lehrerin eine zweite Rechtsanwältin aus Ankara eingeschaltet: eine, die mit amnesty international zusammenarbeitet. Am Montag hatten ihre beiden Anwälte in Elazig und Diyarbakir die Aktenzeichen von Gönül Bakis Akten herausgefunden und erfahren, daß sämtliche Unterlagen nach Ankara gegangen seien. Dort wiederum fanden die Rechtsanwälte heraus, daß der Eingang dieser Akten bei der Staatsanwaltschaft zwar registriert, die Unterlagen selbst aber bisher nicht auffindbar waren.

In einem Telefongespräch mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat Gönül Baki berichtet, daß bei der Staatsanwaltschaft und im Archiv auch niemand wußte, ob und wohin die Akten weitergereicht wurden. Für Frau Baki sei das ständige Wechselbad aus Hoffnung und Ungewissheit sehr nervenaufreibend, das sich aus der zeitweise erfolgreichen Suche nach Unterlagen und den ständig neuen Forderungen der Behörden ergebe.

Über ihre eventuell doppelte Staatsbürgerschaft sei sie offiziell aber noch nicht informiert worden. Die Deutsche Botschaft in Ankara bemühe sich nun um die Herausgabe von Frau Bakis deutschem Paß, den die Polizei widerrechtlich einbehalten habe.

Der Magistrat in Bremerhaven hat in seiner Sitzung gestern erneut einstimmig eine Entschließung verabschiedet, worin die sofortige Ausreise von Frau Baki gefordert wird. Nach Informationen von Bremerhavens Schuldezernenten Wolfgang Weiß, der im ständigen Kontakt mit der Deutschen Botschaft in Ankara steht, hätten sich die Vorwürfe gegen Gönül Baki wegen der Beteiligung an staatsfeindlichen Aktivitäten als haltlos erwiesen. Der Magistrat schickte erneut Protestbriefe mit der Entschließung an das Türkische Innenministerium und die Deutsche Botschaft in Ankara sowie an die ständige Vertretung in Bonn, die über das Auswärtige Amt aktiv werden solle.

ra