■ Das Portrait
: Carol Browner

Mit Sümpfen hat Carol Browner Erfahrung. Ein staatlich finanziertes Wiederaufbauprogramm für die Everglades zählt zu ihren größten Erfolgen in ihrer Amtszeit als Umweltministerin im US-Bundesstaat Florida. Sich als neue Chefin der Bundesumweltschutzbehörde (EPA) im Washingtoner Sumpf zurechtzufinden könnte etwas schwieriger werden. Doch Browner weiß, daß sie im Gegensatz zu ihrem Vorgänger William Reilly Rückendeckung an (zweit)höchster Stelle hat. Ihre Nominierung geht eindeutig auf den Einfluß des neuen Vizepräsidenten Al Gore zurück, der als Autor des Bestsellers „Earth In The Balance“ in den Augen mancher zum neuen Öko-Guru aufgestiegen ist.

Der Titel ist sicherlich unangemessen. Doch fest steht, daß die Dauerfehde zwischen der EPA und der Regierung, vor allem dem von Dan Quayle geleiteten „Council on Competitivness“, nunmehr beendet ist. Letzterer zeichnete mehrfach verantwortlich, wenn ökologische Richtlinien der EPA zugunsten der Industrie abgeschwächt oder gar völlig zurückgenommen wurden.

Mit Browner übernimmt eine gelernte Juristin die Spitze der EPA, die in Florida immerhin dem drittgrößten Umweltministerium des Landes mit 1.500 Mitarbeitern vorstand. Erst letzte Woche trotzte sie der „Walt Disney Company“ die Zusicherung ab, vierzig Millionen Dollar für Naturschutzzwecke zu investieren. Im Gegenzug darf der Entertainment-Gigant allerdings 160 Hektar Neuland in sein Plastikimperium einverleiben.

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Foto: Reuter

Browner hat sich auch als Kritikerin von Sondermüll- und Müllverbrennungsanlagen profiliert – ein zentraler Punkt, in dem sie sich mit Gore einig weiß. Der hat bereits angekündigt, den Bau der neuesten Verbrennungsanlage für Sondermüll in Ohio zu stoppen und im Kongreß eine Untersuchung über mögliche Umweltschäden und Verletzung von Umweltvorschriften einzuleiten.

Carol Browner hat bereits Erfahrung mit dem Politikmoloch in Washington. Ehe sie im Januar 1991 als Umweltministerin nach Florida ging, zählte sie zum Mitarbeiterstab von Al Gore, der damals noch Senator des Bundesstaates Tennessee war. Nach dem Wahlsieg der Demokraten im vergangenen November beauftragte Gore die 36jährige mit der Leitung seines Übergangsteams. Andrea Böhm