Schwerer Orkan hinterließ seine Spuren

■ Tote bei Fährunglück / Häuser umgeweht und Bäume entwurzelt / Zug der AKN entgleist / Schulfrei

und Bäume entwurzelt/Zug der AKN entgleist/Schulfrei

Ein Orkan über Norddeutschland hat in der Nacht zum Donnerstag schwere Verwüstungen angerichtet und einen Schaden von vielen Millionen Mark verursacht. Bei Windstärke zwölf wurden ganze Häuser umgeweht, Waldgebiete geknickt, Dächer abgedeckt und Hunderte von Bäumen entwurzelt. Eine Schwebefähre über dem Nord-Ostsee-Kanal löste sich aus der Verankerung und fiel auf ein Schiff. In Schleswig-Holstein wurden nach Polizeiangaben drei Menschen verletzt.

Im schweren Sturm sank in der Ostsee vor Rügen das polnische Fährschiff „Jan Heweliusz“, das bei Böen bis zu 160 Stundenkilometern gekentert war. Dabei kamen nach Angaben des Stralsunder Rettungsdienstes mindestens 35 Menschen ums Leben. Sieben Tote und neun Überlebende wurden bis zum Mittag aus der eisigen Ostsee geborgen. An Bord des Schiffes hatten sich 60 Passagiere befunden. Fünf Rettungshubschrauber waren im Einsatz, um nach Überlebenden zu suchen. Die Fähre war schon zweimal gekentert. Zuletzt 1982, weil die Besatzung Lastwagen und Eisenbahnwaggons falsch verteilt hatte.

Der Sturm blies in Rethwisch und in Äbtissinnenwisch im Kreis Steinburg zwei landwirtschaftliche Gebäude um. Am Bahnhof Ellerau (Kreis Segeberg) entgleiste kurz vor Mitternacht ein Triebwagen der Regionalbahn AKN. Der Zug war gegen einen vom Sturm umgeknickten Baum gefahren, der auf den Schienen lag. Menschen kamen nicht zu Schaden. Im Kreis Herzogtum Lauenburg richtete der Orkan große Waldschäden an. Umgestürzte Bäume machten viele Straßen im Kreisgebiet unpassierbar.

In Kiel fegten die Orkanböen etwa 20 Quadratmeter des Rathausdaches zu Boden, die Nachtbuslinien wurden zeitweise eingestellt. Die Innenstadt in Lübeck war teilweise gesperrt. Eltern konnten am Morgen selbst entscheiden, ob sie ihre Kinder zur Schule schicken wollten. Die Umgehungsstraße nach Mecklenburg- Vorpommern in Lübeck-Schlutup war wegen umgestürzter Bäume unpassierbar. Dort saßen zeitweilig bis zu 26 Lastwagen fest. Allein in Neumünster mußte die Feuerwehr 120mal ausrücken, um die Straßen von Sturmschäden freizumachen, aus Kiel wurden 160 Einsätze gemeldet.

Eine stürmische Nacht erlebte auch die Feuerwehr in Hamburg, die von 23 Uhr bis zum Morgen

1pausenlos gerufen wurde. Um 0.52 Uhr wurde nach Angaben eines Sprechers der Feuerwehr der Ausnahmezustand ausgerufen. Dabei mußten vor allem umgestürzte

1Bäume, die auf Fahrbahnen, Autos und Gehwegen lagen, beseitigt werden. Aber auch vom Winde verwehte Baugerüste und Dächer wurden von den Straßen entfernt.

1Menschen kamen nicht zu Schaden. Insgesamt waren in Hamburg 150 Mann der Berufsfeuerwehr sowie rund 1200 Angehörige Freiwilliger Feuerwehren im Einsatz. dpa