Fehlstunde im Kampf für Asyl

■ Schüler besetzten das Kaifu-Gymnasium aus Protest gegen die Änderung des Asylrechts

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Protest gegen die Änderung des Asylrechts

Schließlich hat es doch geklappt: Mehrere hundert Schüler aus Eimsbüttel haben gestern mittag aus Protest gegen die geplante Asylgesetzänderung das Gymnasium Kaiser-Friedrich-Ufer besetzt. Als gegen 13 Uhr rund 200 Schüler der Gymnasien Jahnschule, Helene Lange und Bismark am Schultor um Einlaß baten, verstellten ihnen Lehrer den Weg. „Wir haben dann noch einmal die Erklärung von Ralph Giordano vorgelesen“, berichtet eine Schülerin. Danach sei man einfach vorbeimarschiert.

Herzklopfen habe sie trotzdem gehabt. Im Unterschied zu früheren Besetzungen des Kaifu-Gymnasiums gibt es diesmal keine Zustimmung der Schulleitung. Wie berichtet, hatte die CDU-Abgeordnete Ingeborg Knipper die Aktionen durch eine Senats-Anfrage frühzeitig publik gemacht, was dazu führte, daß Kaifu-Rektor Rainer Schmitz davon aus der Zeitung erfuhr.

Der Schulleiter war sauer: „Ich war drei Tage nur damit beschäftigt, Presseerklärungen abzugeben“. Bei früheren Besetzungen, so Schmitz, habe es sich stets um überschaubare Aktionen gehandelt. Aber diesmal befürchtete er eine Steuerung von außen. Auf einer Sitzung des Schülerrats am Dienstag soll er dann „ziemlich gewettert“ haben, wie eine Schülerin erzählt. Die Klassensprecher stimmten trotzdem für die Besetzung.

„Wir wollten erst in Ruhe ein Konzept ausarbeiten und dann zum Schulleiter gehen“, erklärt Maike Henze vom Organisations-Team. Durch das ganze Generve sei man mit der inhaltlichen Vorbereitung total in Verzug gekommen. Denn für die Besetzung gibt es ein strammes Programm mit AGs, Podiumsdiskussion und abendlichem Rock- Konzert. Heute früh soll es dann eine Demo zum Rathaus geben, an denen sich auch Schüler der besetz-

1ten Gesamtschulen Bergedorf und Otto Hahn beteiligen.

„Die Demo während der Schulzeit ist illegal und bringt eine Fehlstunde ein“, erklärt ein Schüler. Aber zu diesem Anlaß sei das legitim. „Wir wollen dafür kämpfen, daß Asylsuchende hier auch weiter Asyl bekommen“. Ganz im Geiste Ralph Giordanos: „Beweisen Sie

1Zivilcourage“ hatte er an die Schüler geschrieben. Die jungen Menschen könnten ihren Vorfahren wegen der Nazizeit keinen Vorwurf machen, wenn sie nicht selbst bereit seien, Risiken einzugehen, „die, welche auch immer es sein mögen, Sie nicht den Kopf kosten können, wie seinerzeit.“

„Zehn Tage früher, und wir hät-

1ten das prima mit den Schülern zusammen machen können“, sagte gestern ein Lehrer am Rande der Aula, nachdem sich die Vollversammlung der Schüler aufgelöst und gezeigt hatte, daß das Orga- Team die Sache im Griff hat. Um dann gleich von seiner Kollegin korrigiert zu werden: „Verbote gehören halt zum Spiel dazu.“ kaj