■ Wird das Jahr 1993 für die Windsors noch horribler?
: Ein Tampon darf nicht König werden

Dublin (taz) – Sind beim britischen Geheimdienst MI-5 verkappte Republikaner am Werk? Die Schnüffler sollen ein intimes Telefongespräch zwischen Prinz Charles und seiner langjährigen Freundin, Camilla Parker-Bowles, abgehört und den Tonbandmitschnitt an die Presse lanciert haben. Das behauptet jedenfalls Lord Rees-Mogg, der ehemalige Herausgeber der Times. Der Inhalt der „Camillagate“-Bänder, der vorgestern in einem australischen Magazin abgedruckt wurde, läßt das Liebesgeflüster der Charles- Gattin Diana mit ihrem Freund wie faden small talk erscheinen.

„Ich möchte mich deinen ganzen Körper entlangfühlen“, balzt Charles in das Telefon. „Hoch und runter, rein und raus. Vor allem rein und raus.“ Das stößt bei Camilla auf offene Ohren: „Das ist genau das, was ich jetzt brauche.“ Der Erfolg seiner plumpen Anmache überrascht Charles offenbar selbst: „Tatsächlich?“ Derart ermutigt, geht er noch einen Schritt weiter: „Das Problem ist, daß ich dich mehrmals in der Woche brauche.“ Aber Camilla will mehr. „Mmm“, stöhnt sie. „Ich brauche dich die ganze Woche. Immer.“ Da hat der großohrige Prinz eine Idee: „Ich werde einfach in deiner Hose wohnen, das wäre viel einfacher.“ Camilla ist begeistert: „Oh, du kommst als Schlüpfer wieder auf die Welt.“ Beide lachen. Aber dann tauchen bei Charles Bedenken auf: „Bei meinem Glück komme ich als Tampon wieder, Gott behüte.“ Da geht Camilla endlich ein Licht auf: „Du bist ein kompletter Idiot.“ Die Erkenntnis hält jedoch nicht lange vor: „Oh, was für eine wunderbare Idee. Vielleicht könntest du als Schachtel wiederkommen?“ Der Wattekopf versteht nicht: „Was denn für eine Schachtel?“ Camilla: „Als Schachtel Tampons, das hält länger vor.“ Das leuchtet Charles ein: „Das ist wahr.“ Zwei Seelen im Gleichklang. Und er stammelt: „Ich liebe dich, und ich bin so stolz auf dich.“ Aber Camilla ist bescheiden: „Sei nicht albern, ich habe ja nichts geleistet.“ Doch Charles besteht darauf: „Deine große Leistung ist es, mich zu lieben.“ Da hat er recht, das ist wirklich eine erstaunliche Leistung. Aber Camilla spielt es herunter: „Oh Darling, das ist leichter, als vom Stuhl zu fallen.“ Oder vom Thron?

Die Verabschiedung zieht sich hin. „Gute Nacht.“ – „Gute Nacht.“ – „Gute Nacht.“ – „Ich will nicht Auf Wiedersehen sagen.“ – „Ich auch nicht, aber du mußt jetzt schlafen.“ Damit er ein großer, starker König wird? „Tschüß, mein Darling.“ – „Gute Nacht.“ – „Gute Nacht.“ – „Tschüß, tschüß.“ – „Gute Nacht.“ Da reicht es Camilla: „Tschüß. Jetzt drück auf den Knopf.“ Das löst bei Charles infantile Phantasien aus: „Ich werde auf die Titte drücken.“ Camilla schmilzt dahin: „Oh, Darling, ich wünschte, es wäre meine.“ Das wünscht sich Charles auch: „Fester und fester.“ Drücken, oder was? „Ja, drück die Titte“, gähnt Camilla. „Gute Nacht.“ – „Gute Nacht.“ Und so weiter.

Der Abdruck des Gesprächs hat im Buckingham-Palast rote Köpfe hervorgerufen. Nur Diana grinste pausenlos beim Besuch der Leyland-Fabrik in Lancashire. Bei der Queen setzt sich so langsam der Verdacht durch, daß das „Annus Horribilis 1992“ in diesem Jahr womöglich noch übertroffen werden könnte. Untertanen und Presse sind sich einig: So ein Schweinchen darf nicht König werden. Ein Labour-Abgeordneter sagte, daß die Monarchie binnen eines Jahres abgeschafft werden kann. Gott behüte. Wer soll denn dann für all die unterhaltsamen Geschichten sorgen? Ralf Sotscheck

Der Autor ist Gründungsmitglied des Windsor-Solidaritätskomitees. Spenden bitte auf das taz-Konto, Stichwort „Wahrheit“.