Gekappte Honorare

■ Fieberhafte Suche nach anderen „benefits“ für Lehrbeauftragte an der FH

Berlin. Den Berliner Fachhochschulen steht neben flächendeckendem Numerus clausus und den Dauerquerelen um ihre Standorte ein neuer Konfliktherd bevor. Die Honorare für Lehrbeauftragte sollen ab sofort gesenkt oder wenigstens gestaffelt ausbezahlt werden. Dies mahnte der Rechnungshof beim Berliner Wissenschaftssenator Manfred Erhardt an, der nun um eine Veränderung der Honorarpraxis an den Fachhochschulen gebeten hat. Dort fühlt man sich am Lebensnerv getroffen, denn die Lehrbeauftragten tragen über die Hälfte des gesamten Lehrbetriebes.

Die Wissenschaftsverwaltung forderte in einem Brief etwa die Fachhochschule für Wirtschaft (FHW) auf, kein pauschales Honorar mehr zu entrichten. Derzeit bekommen die Lehrbeauftragten je Stunde 49,45 Mark. Danach würden sie in der Regel nurmehr knapp 44 Mark bekommen, rund 15 Prozent weniger. Das ist der Satz, den eine Senatsrichtline für Lehrbeauftragte vorsieht, wenn sie „Lehraufgaben wie Professoren wahrnehmen“.

Auch Wissenschaftssenator Erhardt finde die Honorare zu niedrig, erklärte dessen Sprecherin Monika Grütters. Die Entgelte würden aber auf den Kultusminister-Konferenzen festgelegt. Berlins Honorarsätze seien bereits „an der oberen Grenze.“

„Wir können unseren gesetzlichen Bildungsauftrag nicht mehr erfüllen“, befürchtet der Prorektor der Fachhochschule für Wirtschaft (FHW), Martin Quilisch. 56 Prozent des akademischen Unterrichts decken die Lehrbeauftragten an der FHW in Schöneberg ab. Nicht anders ist es bei der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege am Ku'damm. An der in Gründung befindlichen Fachhochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW) sind es derzeit gar 70 bis 80 Prozent. Die neue FH in den Gebäuden der ehemaligen Hochschule für Ökonomie in Karlshorst hat erst etwa zehn der geplanten 100 ProfessorInnen berufen können.

Der Karlshorster Prorektor Rainer Knigge sagte, die Fachhochschulen seien auch qualitativ auf die Lehrbeauftragten angewiesen. Sie würden im Normalbetrieb ein Drittel der Lehre übernehmen. Für die praxisnahe Ausbildung zögen die Fachhochschulen ganz bewußt Praktiker heran. Es sei schwer, „für diese popeligen Sätze, qualifizierte Leute als Lehrbeauftragte zu gewinnen“, meinte Knigge zum derzeitigen Höchstsatz von 55 Mark je Stunde. Die Leitung der FHTW denke daher „fieberhaft über andere ,benefits‘ nach“, etwa den Ehrentitel „Honorarprofessor“.

Die Gehälter sind aber auch ein soziales Problem. Es gibt eine Reihe von Lehrbeauftragten, die von ihrer Dozententätigkeit leben. Sie würden an den Rand des Existenzminimums gedrückt, hieß es bei einem Treffen an der FHW, bei dem die Lehrbeauftragten damit drohten, ihren Dienst ruhen zu lassen. cif