Klemanns Start ins nächste Schuljahr

■ Programme gegen Ausländerfeindlichkeit und Gewalt

Berlin. Für die Winterferien habe er sich nie stark gemacht, sagte Schulsenator Jürgen Klemann (CDU) gestern auf einer Pressekonferenz. „Im letzten Jahr, als es keine Winterferien gab, bekam ich Unmengen Briefe, die mir vorwarfen, alles Gute aus dem Osten plattzumachen.“ Er habe nicht mit der „Schläfrigkeit der Jugendarbeit in einigen Bezirken“ gerechnet. 1994 werde es sowohl Winter- als auch Pfingstferien geben.

„Schulen brauchen mehr Mut zur Erziehung. Sie sollen nicht nur repressive Anstalten sein“, so Klemann. Angesichts der Zunahme von Gewalt und Ausländerfeindlichkeit seien sie gefordert, präventive Maßnahmen zu ergreifen und Toleranz, Anstand und vorurteilsfreies Miteinander als primäre gesellschaftliche Werte zu vermitteln. Die Senatsverwaltung habe ein umfangreiches Präventionskonzept erarbeitet. Mit den 23 Millionen aus dem Sonderprogramm „Jugend und Zukunft“ wolle er vor allem Schülerwerkstätten in etwa 50 Schulen an sozialen Brennpunkten einrichten. Weitere Projekte wie Schülerfahrten und eine Arbeitsgruppe „Offensive für Toleranz und Friedfertigkeit“ seien mit dem Abgeordnetenhaus abgestimmt.

Der Gewalt gegen Mädchen an Schulen wolle man im nächsten Schuljahr verstärkt entgegentreten. „An acht bis zehn Schulen werden im Rahmen eines Modellversuchs im Sportunterricht Selbstverteidigungskurse für Mädchen eingerichtet, die pädagogisch begleitet werden sollen.“

Um die um etwa 10.000 pro Jahr steigenden Schülerzahlen räumlich unterbringen zu können, plant Klemann umfangreiche Baumaßnamen wie den Bau von 398 mobilen Klassenräumen, Energiespar- und Sanierungsmaßnahmen sowie Sonderbauprogramme für Grund-, Sonder- und Oberschulen. Sieben berufsbildende Schulzentren sollen im Ostteil der Stadt entstehen.

Die große Anzahl der Schüler habe nur die Verschlechterungen zu spüren bekommen, kritisierte Sybille Volkholz, bildungspolitische Sprecherin des Bündnis90/ Grüne. Der geplante Expreßabitur-Versuch tangiere die Berliner Konzeption der sechszügigen Grundschule. „Eltern aus ganz Berlin werden ihre begabten Kinder auf diese Schulen schicken. Damit wird ein Numerus clausus eingeführt.“ GEW-Sprecherin Erdmute Safranski bezeichnete Klemanns Anti-Gewalt-Programm als Feuerwehrprojekt. „Man muß Voraussetzungen für langfristig sinnvolle und eigenverantwortliche Beschäftigung und ganztägige Betreuung der Kinder entwickeln.“ cor