: Bronzene Stürze
■ Surya Bonaly in einem schwachen Wettbewerb wieder Europameisterin
Helsinki (taz/dpa) – In einem auf ärmlichen Niveau stehenden Wettkampf verteidigte die Französin Surya Bonaly bei der Eiskunstlauf-EM in Helsinki ihren Titel. Es war bereits die dritte Europameisterschaft in Folge für die 19jährige von der Insel La Réunion. Die bei den letzten Weltmeisterschaften in der Zweitklassigkeit dümpelnde Bonaly ragte aus dem Feld ihrer Konkurrentinnen dank ihrer sicheren Sprünge und einer leidlich vorhandenen Musikalität meilenweit heraus. Zweite wurde überraschend die erst 15jährige Oksana Bajul aus der Ukraine.
Wie dürftig die restlichen gezeigten Leistungen waren, belegt der dritte Platz der deutschen Meisterin Marina Kielmann. Die 24jährige Dortmunderin hatte sich bereits in der Qualifikation vier Tage vor der Kür eine schmerzhafte Handverletzung zugezogen und biß sich förmlich zu ihrer vierten EM-Medaille in Folge durch.
Dann stürzte Kielmann im Vormittagstraining am Kürtag auf dieselbe Hand, was sie beim Aufwärmen am Abend direkt vor der Kür noch einmal wiederholte. „Schlimmer konnte es nicht kommen“, meinte die masochistische Westfälin und knallte prompt in der Kür beim ersten Lutz-Versuch aufs Eis. Auch der zweite dreifache Lutz ging schief und verschaffte ihr Bodenkontakt, aber trotzdem hielt sie durch und stand sogar noch vier dreifache Sprünge. Danach dementierte die älteste Starterin des Feldes überaus einleuchtend mögliche Gerüchte: „Bei mir wird es mit dem Rücktritt noch etwas länger dauern. Ich kann mir nicht erklären, warum es mir noch Spaß macht.“
Einzige Lichtblicke waren die Nachwuchshüpferinnen, die darauf hoffen lassen, daß sich das Niveau der Europäerinnen, die zuletzt gegen die Nordamerikanerinnen und Japanerinnen ohne jede Chance waren, langsam wieder hebt. Neben Bajul überraschte auch die 15jährige Tanja Szewczenko aus Düsseldorf, die bei ihrer EM-Premiere mit rotzfrechem Auftreten auf Anhieb auf den vierten Platz kam. Damit sicherte sich die Dritte der Juniorinnen-WM das zweite deutsche Ticket für die WM Mitte März, das die deutsche Vizemeisterin Simone Lang aus Chemnitz, die in der Endabrechnung Zehnte wurde, bereits in der Kurzkür vergeigte. to
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