Altonaer Genossen setzen Senat unter Druck

■ SPD-Altona fordert die Einführung einer Stadtbahn nach Osdorf / Stadtregierung soll endlich Wahlversprechen einlösen

nach Osdorf / Stadtregierung soll endlich Wahlversprechen einlösen

Dem Senat, insbesondere Bausenator Eugen Wagner, stehen unruhige Zeiten ins Haus. Ausgerechnet die eigenen Genossen aus Altona machen mobil gegen die augenblickliche Verkehrspolitik in Hamburg. Im Vordergrund des „1. Altonaer Verkehrstages“ gestern in der „Fabrik“ stand die Verkehrssituation in diesem Stadtteil.

Michael Sachs, Landesvorständler der SPD, brachte den Unmut über die Senatspolitik mit den Worten auf den Punkt: „Verkehrspolitisch steht Hamburg auf der Kippe und droht zu verslumen.“ Gerade deshalb fordert die SPD-Altona, daß die Rathausoberen nun endlich ihr Wahlversprechen von 1991 einlösen und die Weichen für die Einführung einer Stadtbahn stellen. Nach den Vorstellungen der Genossen sollte diese „komfortable Straßenbahn“ den Altonaer Bahnhof und das Stadtteilzentrum mit Bahrenfeld, Lurup und Osdorf verbinden. Mit der Planung könne schon jetzt begonnen werden.

Schützenhilfe erhielten sie vom Geschäftsführer des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV), Peter Westphal. Ihm sind elektrische Verkehrsmittel sowieso „die liebsten“.

Westphal machte der Stadt das Angebot, sofort Buslinien in den fraglichen Gebieten einzurichten, die dann nach und nach durch die Stadtbahn ersetzt werden könnten. Voraussetzung sei allerdings, daß die Stadt ihrerseits sofort die nötigen Fahrspuren zur Verfügung stelle. Für Westphal macht die Bahn ohnehin nur Sinn, wenn eine Trasse „zur ausschließlichen Nutzung der Stadtbahn“ vorhanden sei. Ideen, nach denen die Stadtbahn teilweise unter die Erde verlegt werden soll, lehnt der HVV-Chef ab: „Dann können wir ja gleich eine U-Bahn bauen.“

Auch im Hinblick auf die Kosten dämpfte Westphal den Optimismus. Ein Gutachten der Baubehörde liegt nach seiner Auffassung ziemlich daneben. Statt der darin genannten 600 Millionen Mark, müßte für die etwa 46 Kilometer lange Strecke von Altona nach Osdorf mit „mindestens 1,2 Milliarden Mark“ gerechnet werden, „wobei das wahrscheinlich die absolut unterste Grenze ist“.

Als weiteres Thema brennt den Altonaer Genossen das „Anwohnerparken“ unter den Nägeln. Doch damit stießen sie bei der Verkehrsplanerin Hille von Seggern auf ungläubiges Kopfschütteln. Sie verstehe nicht, warum darüber in Hamburg noch diskutiert und das Anwohnerparken „ausprobiert“ werden müsse. In anderen Städten wie München oder Kassel sei es schon längst eingeführt und habe sich bewährt.

Gegen Ende der Veranstaltung wurde ihre Notwendigkeit indirekt von Eugen Wagner unterstrichen. Gefragt, was HVV-Westphal und Altonas Bezirksamtsleiter Hans-Peter Strenge von Wagners Umbauplänen für die Stresemannstraße halten (siehe auch nebenstehenden

1Artikel), zuckten beide mit den Schultern. Westphal habe davon erst aus den Zeitungen erfahren, „das war nicht mit dem HVV abgestimmt“. Und Strenge fand am Freitag eine Einladung der Staatlichen Pressestelle auf seinem Tisch. Er bat einen Mitarbeiter, „als Journalist getarnt mal zu sehen, was Wagner da vorstellen will“. Norbert Müller