Kaffee-Samariter

■ Tchibo und die Erhöhung der Kaffeepreise.

Der Kaffeegigant Eduscho erhöht laut Presseinformation die Kaffepreise und bringt die Welt in Ordnung. Schon vor Jahresfrist warnte die deutsche Kaffeewirtschaft in einem „Offenen Brief“ uneigennützig vor den niedrigen Rohkaffeepreisen: „Hoffnung auf eine baldige Sanierung der Preise aufgrund des natürlichen Angebots und Nachfragezyklus haben sich als trügerisch erwiesen.“ Dabei sind wir Deutschen doch Weltmeister im Kaffetrinken, an der Nachfrage kann es ja nicht mangeln. Weiter heißt es: “Eine Fortsetzung der gegenwärtigen Situation wird unvermeidlich zur Verarmung weiterer Landstriche in kaffeeproduzierenden Ländern führen, sowie zum Verfall der Exportqualitäten aufgrund fehlender Finanzmittel.“ Mensch muß wohl eine boshafte TeetrinkerIn sein, wenn bei den „Exportqualitäten kaffeproduzierender Länder“ der Gedanke an die Gewinnspanne von Eduscho aufkomnmt.

Aber das ist ja jetzt alles anders: Die Preise für guten Rohkaffe sind um rund 50 Prozent gestiegen, der Dollarkurs zog um 15 Prozent an und eine Umweltabgabe wird auch gezahlt, die rund 15 Pfennig pro Kilo Kaffee ausmacht. Also erhöht Eduscho zum achten Februar die Pfundpreise um 50 Pfennig. Aber keine Angst, es werden zwar weitere Steigerungen der Rohkaffeepreise erwartet, doch „der harte Wettbewerb wird den Verbraucher vor voreiligen Preiserhöhungen schützen.“ Denn „die Zeiten der Niedrigstpreise mit den verheerenden Auswirkungen für die Anbauländer der Dritten Welt“ sind vorbei.

Stimmt, die Zeiten sind vorbei: Das Kilo Kaffee kostet demnächst eine Mark mehr, dreißig Prozent wegen Dollar und Steuer, bleiben 70 Pfennig wegen der um 50 Prozent gestiegenen Rohkaffeepreise. Mensch, summa sumarum bekommen diese Länder demnächst rund eine Mark für einen Pfund Rohkaffee. Was kostet der noch bei uns im Laden?

Trotzdem ein Hoch auf die Marktwirtschaft, die „Mechanismen des freien Marktes haben wieder an Gewicht gewonnen, und so ist zu hoffen, daß die Pflanzer auch ohne Weltkaffeabkommen durch die normalen Marktmechanismen zu ihrem fairen Preis kommen.“ Das nennt man wohl mechanistische Entwicklungshilfe. ac