Sparen geht an die Substanz

■ Bürgerhaus Vegesack fürchtet existentielle Streichung im Programm

Gerd Meyer, Leiter vom Bürgerhaus in Vegesack, reihte sich in die Reihe der Schwarzseher ein, als er jetzt das Programm für 1993 vorstellte: In Vegesack wie den anderen sieben Bürgerhäusern geht die Angst vor den Sparmaßnahmen der Kultursenatorin Helga Trüpel um. Befürchtung: Einige Angebote sterben.

In diesem Jahr wird es erstmals einen Festhaushalt für alle acht Bremer Bürgerhäuser geben. Etwaige Nachbewilligungen fallen unter den Tisch. In Zahlen ausgedrückt: den Stadtteileinrichtungen stehen für 1993 über 400.000 Mark weniger zur Verfügung. Allein beim Gustav-Heinemann-Bürgerhaus, Bremens größtem Bürgerhaus, schlägt der Rotstift mit 92.000 Mark zu Buche. „Deshalb sollen wir gucken, wo wir Mehreinnahmen erwirtschaften können“, beschreibt Gerd Meyer, der Leiter des Vegesacker Zentrums, die Situation.

Meyer hält die Pläne der Kulturbehörde für nicht durchführbar: „Die Einsparungen wirken sich fast nur auf das Programm aus.“ Bei den feststehenden Haushaltsposten für Personal (155.000 Mark in 1992) und Bewirtschaftung (900.000 Mark) ist nach Ansicht Meyers nichts zu holen. Würde man zum Beispiel die Raummieten erhöhen, sprängen viele Vereine ab. Die derzeit noch bei 27.000 bis 33.000 Mark liegenden Erlöse könnten schnell Makulatur werden. Meyer: „Mehr als 35.000 Mark sind nicht drin.“ Dann bliebe nach Auffassung des Vegesackers nur noch eine Kürzung bei den Programmkostenzuschüssen, mit denen Posten wie Künstlergagen oder GEMA-Gebühren abgedeckt werden. Jedoch: „Das hätte existentielle Folgen.“

Der Spielraum sei auch mit dem bis 1992 gezahlten Zuschuß von 105.000 Mark sehr eng gewesen. „Wenn solche großen auswärtigen Veranstaltungen, wie Giora Feidman und seine Gruppe, die am 22. April mit 'Dance of Joy' bei uns zu Gast sind, ein Defizit einfahren, sind wir pleite“, warnt Meyer.

Auch durch die etwaige Schließung der Geschäftsstelle des Verbandes Bremer Bürgerhäuser lasse sich kaum Sparen. Meyer: „Einige Verwaltungsaufgaben könnte man bestimmt in die einzelnen Häuser verlagern. Aber insgesamt ist die Geschäftsstelle für sie eine wichtige Servicestelle.“ Rolf Meyer-Papst, Vorsitzender des Vegesacker Trägervereins, ergänzt: „Außerdem gibt es auch viel kleinere Häuser, als wir es sind. Sie können vieles, was wir bei uns erledigen, nicht leisten.“

Während vom Sterben ganzer Programmbereiche gemunkelt wird, bringt Lea Rosh den Tod als Gesprächsthema ins Bürgerhaus: Am 25. Januar wird sie aus dem Buch „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland" lesen, das sie zusammen mit Eberhardt Jäckel geschrieben hat. Die NDR-Chefin wird sich nach der Lesung der Diskussion stellen. (19 Uhr, Bürgerhaus Vegesack) ubu