Unterm Strich

Offenbar ist es zur Zeit ziemlich hip, sich an Marlene Dietrich abzuarbeiten. Nach der giftschleudernden Tochter und nach Madonna mit ihren schicken Tretern nun auch ausgerechnet Hilde Knef ohne Treter in einem Musical mit selbstgeschriebenen Liedern über und für die Dietrich auf den Corpus dilettanti. Die Knef, ihrerseits in die Jahre gekommen, plant nämlich ein Comeback als Schangtöse. Augen zu und durch.

Wir haben den angelutschten Finger in die Luft gehalten und noch einen anderen Trend für Sie, liebe Leser, aus dem Äther gefischt. Deutsche Schauspielerinnen werden im Ausland neuerdings gerne in Nazi-Porno gestylt. Während Ute Lemper, die womöglich nichts dafür kann, sich in Italien mit einem auf den Poppes tätowierten Hakenkreuz ablichten ließ, nachdem sie gerade in München noch Brecht gedudelt hatte („der Schoß ist fruchtbar noch aus dem das kroch“), sollte eben schon erwähnte Hilde Knef in New York in einem Nazi- Porno-Stück auftreten. Trotz eines Vorschusses von einer Million lehnte die Knef ab.

Für Herrn Sänger Pavarotti ist's angeblich vorbei mit der Fettlebe. Der Mann wiegt 150 kg – das sind etwa vier taz-Redakteure – und fängt in den oberen Etagen das Trudeln an. Wird deshalb neuerdings international mit Buh-Rufen und häßlichen Pfiffen bedacht, was wir wiederum etwas albern finden, pupertär geradezu. Bloß weil einer mal ein bißchen dickelt.

Den Leuten ist doch nicht zu helfen: Ausgerechnet „Der schwebende Schritt des Storches“, der mit Abstand ödeste Schlafensfilm des griechischen Regisseurs Theo Angelopoulos ist von der Jury der evangelischen Filmarbeit als Film des Monats nominiert worden. Herr, schick Hirn! In Bayern nämlich gingen gleich drei Auszeichnungen an Vilsmaiers „Stalingrad“, mit dem wir uns in unserer Donnerstagsausgabe befassen werden.