Der Morgen danach

■ Auch in Hamburg: GAL und Bündnis 90 kommen zusammen

kommen zusammen

Noch etwas müde vom Vereinigungsmarathon am vergangenen Wochenende waren sie, aber glücklich: die Vorstandsmitglieder der GAL und des Hamburger Ablegers des „Bündnis 90“. Bei frisch gebackenem Kuchen und dampfendem Kaffee wollten sie sich gestern vor der Presse zu ihren gemeinsamen Perspektiven äußern. Doch viel mehr als ein „ich fühle mich ausgesprochen wohl“, war von Sabine Böhlich (GAL) nicht zu hören.

Aus dem angekündigten „Pressegespräch“ wurde sehr schnell eine aufschlußreiche Diskussion zwischen den neuen, ungleichen Partnern; ein „Beriechen“ von Partnern, die sich zum ersten Mal begegnen und noch kennenlernen müssen. Das Hamburger „Bündnis 90“, im vergangenen September erst gegründet, steckt voller Idealismus und Aufbruchstimmung. Vorstandsmitglied Carsten Jung möchte die Begriffe „Bürgerbewegung“ und „Runder Tisch“ auch im Westen der Republik mit Leben füllen. Daß dazu aber vor allem die Geschichte und das Leben der ehemaligen DDR-Bevölkerung fehle, akzepiert er. Gleichwohl bleibt Jung optimistisch: „Das Bündnis 90 in Hamburg hatte bislang keine Zeit, Profil zu zeigen.“

Den 27 Mitgliedern, die das „Bündnis“ in Hamburg zählt, stehen 1400 der GAL gegenüber. Doch Sabine Böhlich möchte nicht den Eindruck aufkommen lassen, „hier wird jemand geschluckt“. Als größten Unterschied zwischen beiden Gruppierungen macht sie die Toleranz des „Bündnis“ aus. „Wie freundlich die miteinander umgehen ist schon toll, da können wir nur lernen.“

Bei der Diskussion um politische Grundsätze und Einschätzungen legt sich ihre Stirn dann allerdings doch bei der einen und anderen Gelegenheit skeptisch in Falten. Und in einem Nebensatz rutschen ihr die Worte heraus: „Ich bin jahrelang Kommunalpolitikerin gewesen“. Ob dies ein Zeichen war, wer künftig beim „Bündnis 90/Die Grünen“ die politische Kompetenz und Führung beansprucht? Norbert Müller