Osten liebt Ringe mehr

■ Umfrage: Knappe Mehrheit der Bevölkerung für Olympia / Mehr Zustimmung in Ostberlin / Klemann zuversichtlich

Berlin. Die Mehrheit der Berliner Bevölkerung befürwortet offensichtlich Olympische Spiele in Berlin im Jahr 2000. Nach einer vom Senat in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage der Emnid-Institute sprechen sich 53 Prozent der Berlinerinnen und Berliner für die Sommerspiele aus. 46 Prozent sind dagegen. Der Anteil der Olympia-Befürworter liegt dabei in den Ostbezirken mit 55 Prozent höher als im Westteil (52 Prozent), wie Senatssprecher Michael Butz gestern mitteilte.

Emnid befragte im Zeitraum zwischen dem 5. Dezember 1992 und dem 2. Januar 1993 insgesamt 2.000 Personen, je zur Hälfte in Ost und West. Die Fragestellung lautete: „Die Olympischen Spiele in Los Angeles, Seoul und Barcelona waren finanziell erfolgreich und haben zu wichtigen Neubauten geführt. Was ist Ihre Meinung zu Olympia 2000 in Berlin? Sind Sie für die Olympischen Spiele in Berlin oder gegen die Olympischen Spiele in Berlin?“

Butz bezeichnete dies als eine „ehrliche Fragestellung“ und zeigte sich vom Ergebnis der Umfrage sehr erfreut. Olympia habe in Berlin jetzt „eine glatte absolute Mehrheit“. Die positive Einstellung der Bevölkerung werde ihre Auswirkungen auf Bundesregierung und IOC nicht verfehlen.

Sportsenator Klemann sieht in den Olympischen Spielen nicht nur einen Ansporn für den Spitzen-, sondern auch für den Breitensport. Olympia als „gigantischer Infrastrukturmotor“ für Wohnen und Verkehr werde auch für eine grundlegende Verbesserung der Sportstätten in der Stadt sorgen, sagte Klemann gestern vor Journalisten. „Mich interessiert in erster Linie die Dauernutzung vor oder nach der Olympiade“, betonte er. Zu den „großen Gewinnern“ würde die gewachsene Sportgemeinde der Stadt gehören, darunter allein im organisierten Sport eine halbe Million Berliner.

Die offizielle Bewerbungsschrift der deutschen Hauptstadt wird am 27. Januar offiziell übergeben. Die Bewerbungsschriften der acht Kandidaten müssen spätestens bis zum 1. Februar beim IOC, das am Abend des 23. September in Monte Carlo über den Austragungsort entscheidet, eingereicht sein. Bereits in der vergangenen Woche hatte Peking seine Schrift in Lausanne an IOC-Präsident Samaranch übergeben. Die weiteren sechs Kandidaten werden am 1.Februar erwartet.

Der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Axel Kammholz, forderte inzwischen, die Planung für den umstrittenen Olympia-Expreß offenzulegen. Der Senat solle darlegen, wie Gutachter die Chancen dieses Transportmittels beurteilten, forderte Kammholz in einer Presseerklärung. ADN/taz