Lokalkoloratur: Peter Brinkmann

LOKALKOLORATUR

Wir wünschen dem Kollegen der BILD-Zeitung gute Besserung. Von der Hamburger Lokalredaktion zog es ihn über Berlin nach Bagdad, den Peter Brinkmann. Je weiter weg, desto besser. Doch nun treibt er auch dort noch sein Unwesen. Nicht daß er schuld ist an der Explosion im „El-Raschid“-Hotel. Nein, seine Verdummung der Leser ist selbst aus der Ferne unschlagbar. Im Stile eines Groschenromans, der nicht mal einen Pfennig kosten dürfte, schildert Brinkmann in seiner eigenen Zeitung den Augenblick der Explosion, er stand gerade an der Rezeption, unter anderem so: „Mit einer unbeschreiblichen Lautstärke schlug die Rakete ein, völlig ohne Vorwarnung, ohne Zischen. Nur ein ohrenbetäubendes Krachen.“ Dazu ein bluttriefendes Foto vom Krankenbesuch Saddam Husseins, der sich bei ihm entschuldigt. „Ein ruhiger, fester Händedruck. Er klopft mir mehrmals auf die Schulter. Den anderen Patienten schüttelt er nur kurz die Hand.“ Im Abendblatt schreibt derselbe Brinkmann: „Ein riesiger Feuerball kommt auf uns zu. Ich werfe mich zu Boden. Auf einmal ein Riesenknall.“ Dazu ein Foto, auf dem Hussein kameradschaftlich die Hand auf die Schulter des Chef-Reporters legt — und der strahlt übers ganze Gesicht. Der Ordnung halber auch noch sein Bericht aus der „Welt“: „Ich packe gerade meine Sachen. Ich will am nächsten Tag Bagdad verlassen. Plötzlich sehe ich überall Blitze am Himmel.“ Ob er sich überlegt habe, den Job zu wechseln? „Nein, dieser Job macht mir Spaß.“ Vielleicht, weil er so blutig ist oder wegen solcher Begegnungen? Wie dem auch sei, Peter Brinkmann hat Besserung verdient. Und die wünschen wir ihm, in jeder Hinsicht. nm