Ein grüner Bär, genannt Emil

■ Wie man Kindern imagewirksam umweltfreundliches Konsumieren beibringt

beibringt

Um einen grünen Bär namens Emil scharten sich gestern im Einkaufszentrum Hamburger Straße viele mehr oder weniger prominente Erwachsene und einige Kinder. Die von Kinderbuchautor und Zeichner Janosch erfundene Figur soll Kinder zu umweltfreundlichem Verhalten animieren. „Er zeigt uns, was wir tun müssen, um die Welt noch zu retten“, sagt der Schöpfer des Bärs mit der Indianerfeder, der gestern zur Eröffnung der „Emil Grünbär Experimenta“ in die Hamburger Straße gekommen war.

Die Mitmach-Ausstellung soll Kindern auf anschauliche und spielerische Art umweltbewußtes Verhalten vermitteln. Sie können an den Ständen lernen, wie man Strom und Wasser spart und Müll sortiert. Mit bunten Kisten und einer großen Waage ist zu erfahren, wieviel Strom „Zehn Minuten Zimmer beleuchten“ oder „Zehn Minuten Haare föhnen“ verbrauchen. Nebenan können die jungen Besucher aus Altpapierschnipseln selber Papier schöpfen.

Im Grünbär-Kostüm versteckt sich ein Umwelt-Pädagoge der „Aktionsgemeinschaft Umwelt, Ernährung, Gesundheit“ (A.U.G.E.). Der Hamburger Verein ist Veranstalter der Ausstellung, die noch bis zum 30. Januar im Einkaufszentrum Hamburger Straße gastiert. Danach soll die „Grünbär Experimenta“ durch 21 bundesdeutsche Städte touren.

Erstklässler der Aueschule Finkenwerder gründeten gestern den ersten Hamburger Emil Grünbär- Klub. Für einen Jahresbeitrag von 36 Mark bekommen die Mitglieder regelmäßig Tips und Informationen zum Thema Umwelt und als Bonbon alle zwei Monate das Emil Grünbär Magazin von Janosch geschrieben und gezeichnet. „Jedes Kind, das mitmacht, kann den Weltuntergang für ein paar Tage aufschieben“ sagt der Zeichner und hat keine Einwände dagegen, daß Industrieunternehen Emils Kampagne sponsern oder das Tier mit der Indianerfeder sogar Produkte wie Papiertaschentücher verkaufsfördernd ziert. „Ich bestehe aber darauf, daß die Unternehmen wirklich die Umwelt schützen!“. Man wisse allerdings nie genau, ob sie die Taschentücher nicht doch wieder mit Chlor bleichen, denn: „Der Mensch ist 'ne Sau!“.

Auch Dagmar Berghoff, die als Kuratoriums-Mitglied von A.U.G.E., die Ausstellung eröffnete, ist skeptisch: „Warum soll Emil Grünbär die Produkte bestimmter Firmen auszeichnen? Er ist doch nur für die Kinder da.“ Sein Verein, der „den konstruktiven Dialog mit Unternehmen sucht, die sich für die Herstellung umweltfreundlicher, gesunder und

1abfallarmer Produkte einsetzen“, kontrolliere die fördernden Firmen genau, betont Dr. Ulrich Kypke, Geschäftsführer von A.U.G.E.

Die „Emil Grünbär Experimenta“ fördert unter anderen die Elida Gibbs GmbH. Am Wasserspar-Stand stapeln sich Zahnbecher mit den rotweißen Marken-Symbolen. Auch die Beiersdorf AG ist dabei mit der Marke „Hansaplast“. „Die Marke hat eine hohe Affinität zu Kindern“, so Peter Kubasch von der Beiersdorf AG, und da die Pflaster PVC-frei hergestellt würden, könnte durchaus irgendwann der grüne Bär auf den Schachteln prangen. Ein Stück weiter sind die Hersteller der „Mach-mit-Taschentücher“, auf den Päckchen lockt schon seit einiger Zeit der Kinderfreund „Emil Grünbär“. Vera Stadie