Kinotips

KINOTIPS

„Mit den Regisseuren des jungen deutschen Films wird schlecht umgegangen“, findet das Metropolis und gibt als Konsequenz dem Regienachwuchs eine besondere Chance. In der Reihe Gegenrede hat am Freitag Nachwuchs-Splatter- Star Christoph Schlingensief die Gelegenheit, Mutters Maske (1988) und Terror 2000 — Intensivstation Deutschland (1992) persönlich vorzustellen. Nach arglosen Kettensägen-Sujets wendet er sich in seinem neuen Film dem ausländerfeindlichen Potential einer deutschen

1Kleinstadt zu. Schlingensief, der das Publikum wahrlich in Freunde und Feinde seiner Kunst polarisiert, gibt anschließend Auskunft über seine Arbeit und diskutiert mit den Zuschauern. Das Ge-

spräch leitet der Journalist Nicolaus Schröder. Ans Ende des Kinoabends setzte Schlingensief Simon in der Wüste (1965) von Luis Buñuel. Ausgehend von seiner brachialen Haßliebe zur katholischen Kirche entwirft Buñuel ein Lebensbild des urchristlichen Säulenheiligen Simon Stylites, der von 390 bis 459 — meistens auf einer Säule — in Syrien lebte. (Metropolis, 22.1., 21.15 Uhr, siehe auch Überregionales)

Nach langjähriger Haft wird Jegor, ein Mann mittleren Alters, aus der Haft entlassen. Seine Versuche, in der „sozialistischen Gemeinschaft“ wieder Fuß zu fassen, scheitern an Mißtrauen und Gleichgültigkeit. Abseits auf dem Lande fühlt er sich schließlich als Pflüger in einer Kolchose heimisch, doch seine Vergangenheit kann er nicht abschütteln. „Jegor hätte wahrscheinlich eine

1außergewöhnliche Persönlichkeit werden können, wären da nicht die persönlichen und gesellschaftlichen Umstände“, sagte der 1974 gestorbene Regisseur Wassili Schukschin, der in Kalina Krassnaja auch die Hauptrolle spielte, über Jegors „Schicksal“.(3001)

Angelika, fünfzehn kurze Filme aus dem Leben einer Hausfrau, und Ready Mades zeigt Warnix— Machtnix an diesem Wochenende. Zur Verfeinerung des Materials trugen Bakterien, Staub und Kratzer bei, sogar ein narratives Stückchen

1Kino ist so entstanden. (Lichtmeß, 23., 24.1. 21 Uhr und 22.30 Uhr

Regisseur Hal Hartley hat in Simple Men der ältesten Geschichte der Welt ein neues Gesicht verliehen. Von Liebe und Verrat, Sehnsucht und Gewalt, von persönlichen und politischen Passionen erzählt er intelligent, nüchtern und präzis. (Abaton, Passage)

Wie ein Reporter machte sich der brasilianische Regisseur Octavio Bezerra in Eine Straße namens Brasilien auf die Spurensuche des Alltags. Der Film zeigt 24 Stunden aus dem Leben auf und um die Avenida Brasil, der Hauptstraße vom Flughafen ins Zentrum Rio de Janeiros. Der Weg in die Traumstadt führt durch die Viertel der Armen, die Straße brodelt von Gewalt, Unfällen, Diebstählen, Verbrechen. Aus dem Off werden die dazugehörigen Statistiken der Gewalt geliefert, konterkariert mit süßen Werbe-Jingles, die sich an die Reichen richten. Bezerra klagt an, er ist pessimistisch und provokant. (B-Movie, 23., 24.1., 20 Uhr)

Neu im Kino:

Stalingrad (Ufa, Kino-Center, Grindel, Hansa-Filmstudios; siehe überregionale Kinoseiten) taz