Nuckeln am Zeitungspapier

■ Die Hamburgerin Helga Siebert beim Kabarett-Festival im Packhaus

die Frau

mit verschränkten Armen

Wo die Spötter heute sitzen, will das Packhaus-Theater zur Zeit mit einem Kabarett-Festival aufzeigen. Noch bis einschließlich Sonntag gastiert in diesem Rahmen die Hamburgerin Helga Siebert mit ihrem Programm „Für Garderobe keine Haftung“. Ob's am angstmachenden Titel lag, daß sich ganze zwanzig Leute zur Premiere ins kleine Schnoortheaterchen verirrten?

Als Ausgangs-Szenario ihrer Show wählt Frau Siebert die VIP- Garderobe einer Mehrzweckhalle irgendwo in Norddeutschland. Dort steigt eine Gala für die Hungernden in der Dritten Welt, und obwohl dieses Satire-Motiv schon einen ziemlich langen Bart hat, gewinnt ihm die Siebertsche noch einige neue Gags ab.

Als unterkühlt-norddeutsche Schnabbeltrine zeigt sie uns die Garderobiere Herta mit ziemlich viel echtem Fleisch und echtem Blut: Mal von überraschender Pfiffigkeit, dann wieder rührend bis ätzend naiv und vollgestopft mit pragmatisch-praktisch-guter Alltagsphilosophie. Gerade ist man dabei, der Helga Siebert diese Herta abzukaufen, da schlägt sie uns das Kleingeld der Akzeptanz schon wieder aus den Händen mit bodenlos konstruierten Pointen des lauteren Kabarettismus. Warum nur, warum muß sie uns mit politischen Gemein-Plätzchen der brav-linken Denkungsart belästigen, wo sie doch so eine komische Comedy-Tante sein kann, die ihr Maulwerk gottlob nicht bei Frau Jaschke gelernt hat?

Entschädigt werden wir dann teilweise durch die anderen Figuren, die sie als kurzweilige Garderobengäste zwischen Klo und Kleiderhaken auftreten läßt. Vor allem als mehrfach geliftete, silikonverklebte und vom Chirurgenskalpell geformte Dame treibt sie ihr Publikum an den Rand des Nabelbruchs. Schade nur, daß alsogleich lautes Lachen mit 200 Gramm moralischer Zeigefingerei bestraft wird. Am Ende doch freigestellte Lehrerin? Immerhin befriedigend — die Zwei plus gibt's dann, wenn Herta nicht mehr soviel am Zeitungspapier nuckelt. Urdrü