„Akt der Solidarität“

■ coop-Prozeß: Angeklagter Lappas schweift ins vorige Jahrhundert ab

Frankfurt (taz) – Alfons Lappas, grauer Anzug, graue Haare, spricht mit leiser, aber schneller Stimme. Der der Untreue und Bilanzfälschung angeklagte ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende der coop-AG redete gestern viel im Saal 165 C des Frankfurter Landgerichts, sagte aber wenig „zur Sache“. Nach den Ermittlungen hat Lappas zusammen mit den mitangeklagten Ex-coop-Vorständen Bernd Otto, Dieter Hoffmann und Michael Werner in einem „Arbeitskreis zur Umgestaltung der Gesellschafterverhältnisse bei coop“ absichtsvoll ein Firmenkonglomerat gebastelt, durch das die wahren Beteiligungen und die desaströse Finanzlage der gewerkschaftseigenen Firmen vertuscht werden sollten. Ziel der „kriminellen Vereinigung“ (BKA) sei der Erhalt der Kreditwürdigkeit gewesen. (s. taz gestern).

Lappas begann seine Aussage im größten deutschen Wirtschaftsprozeß mit der Geschichte der sozialdemokratischen Konsum-Bewegung, den Ladengeschäften der „kleinen Leute“ im vorigen Jahrhundert. In konzentrischen Kreisen bewegte er sich langsam in den Zeitraum seiner eigenen Verantwortung hinein und gelangte bis Redaktionsschluß ans Ende des Jahres 1985.

Die zahlreichen Anteilsverkäufe innerhalb des gewerkschaftlichen Konzernimperiums hätten immer nur den Sinn gehabt, nur solche Interessenten zu beteiligen, die „dem Konsumgedanken“ verbunden gewesen seien. Das habe auch für die Beteiligung der Firmen Skan und GfH gegolten. Diese seien nur „aus internationaler Solidarität“ eingestiegen. Die Staatsanwaltschaft hat hingegen die beiden Unternehmen als „Briefkastenfirmen“ ausgemacht, die einzig der Verschleierung der Aktionärsverhältnisse bei der coop dienten.

Der „Arbeitskreis“, so Lappas, sei gar keine Firmeneinrichtung gewesen, sondern die Vorstände der BGAG und der coop hätten sich locker zu „einer Art brain storming getroffen“. Themen seien die Schulden der Firmen und ihre hohen Kredite bei der BfG gewesen.

Pläne zur Sanierung habe es viele gegeben. 1985 habe sich Erfolg gezeigt, sei „die Krise endgültig überwunden“ gewesen. Die BGAG habe sich nach diesem Abschluß aus der coop zurückziehen wollen und sollte „ganz unspektakulär neue Erwerber“ suchen. Laut Anklage gründete der „Arbeitskreis“ jedoch nur eine weitere Tarnfirma, über welche die coop die Aktien selbst kaufte. Der inzwischen verurteilte geständige coop-Vorstandssekretär Hans Gitter hatte die Version des Staatsanwalts als „im wesentlichen zutreffend“ bezeichnet. Heide Platen