Clinton kamen die Tränen bei Amtsantritt

■ Amtseinführung mit Pomp und Pop/ Barbara Streisand und Fleetwood Mac am Mikro/ Bush meditiert an seinem letzten Präsidentenabend mit Billy Graham

Washington/Bonn (AFP) – Der Demokrat Bill Clinton hat am Mittwoch in der Hauptstadt Washington den Eid auf die Verfassung der Vereinigten Staaten abgelegt und damit offiziell als 42. Präsident der USA die Macht im Weißen Haus übernommen. Clinton hatte bei den Wahlen vom 3. November den republikanischen Amtsinhaber George Bush geschlagen. Zur feierlichen Zeremonie, die von rund 6.000 Polizisten geschützt wurde, gehörte eine Militärparade und Clintons erste, rund zwanzigminütige Rede als neuer US-Präsident. Am Mittwoch begann der designierte US- Präsident den Tag mit einem Gottesdienst in einer Methodistenkirche in einem Schwarzenviertel der Hauptstadt. Es war das erste Mal, daß ein gewählter US-Präsident in einer von Schwarzen besuchten Kirche den traditionellen Gottesdienst zur Amtsübernahme abhalten ließ. Die Methodisten-Kirche in der Nähe des Weißen Hauses war früher häufig vom schwarzen Bürgerrechtler Martin Luther King besucht worden. Nach Korrespondentenberichten soll Clinton zu Beginn des Gottesdienstes am Mittwoch einige Tränen vergossen haben. Nicht nur dieser Kirchenbesuch war ein gewollter Bruch mit den traditionellen Formen früherer Amtseinführungs-Zeremonien. Der neue Präsident wollte damit noch einmal sein Anliegen eines gesellschaftlichen Wandels und der Einbeziehung von benachteiligten Bevölkerungsschichten in seine Politik unterstreichen. So umfaßten die Feiern auch eine Lesung der schwarzen Dichterin Maya Angelou, die auf besonderen Wunsch von Clinton ein Gedicht verfaßt hatte. Aus Bonn erhielt Clinton die ersten Glückwünsche. So schrieb Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) in einem am Mittwoch in der Bundeshauptstadt veröffentlichten Telegramm, gemeinsam mit den USA und den anderen Verbündeten werde sich die Bundesrepublik den „neuen Herausforderungen in einer veränderten Welt“ stellen. Gleichzeitig äußerte er sein Interesse an einem baldigen Treffen mit dem neuen US-Präsidenten. Ein Termin steht nach Angaben eines Regierungssprechers noch nicht fest. Eine „transatlantische Partnerschaft neuen Typs“ erhofft sich der SPD- Parteivorsitzende Björn Engholm vom Regierungswechsel in Washington. „Wir unterstützen die von Ihnen und Ihrer Administration angestrebte Stärkung der Vereinten Nationen“, heißt es in einem Glückwunschschreiben an Clinton. Der „militante Nationalismus und die ethnische Zersplitterung“ müßten gemeinsam durch eine Politik überwunden werden, die den Völkern eine wirtschaftliche, soziale und demokratische Perspektive eröffne.