Neue Dioxinverordnung

■ Kabinett billigt Töpfers Vorschlag / Ökologen noch kritisch

Berlin (dpa/taz) – Das Bundeskabinett hat einer Verschärfung der Grenzwerte für die hochgiftigen Dioxine und Furane gestern zugestimmt. Die von Bundesumweltminister Töpfer (CDU) eingebrachte Verordnung sieht vor, daß der Grenzwert für das Seveso-Dioxin halbiert wird.

Dioxin steht im Verdacht, Krebs auszulösen und Erbanlagen zu schädigen. Die Bezeichnung für diese berüchtigte Chemikalie stammt von dem norditalienischen Seveso, wo 1976 bei einem Störfall einige hundert Gramm des Ultragiftes in die Umwelt gelangten und eine Katastrophe auslösten. Im Blick auf die neuen Vorschriften, die noch vom Bundesrat gebilligt werden müssen, sprach Töpfer von einem „weiteren Baustein zum Schutz des Menschen und der Umwelt“.

Die Verordnung lege weltweit die niedrigsten Grenzwerte für Dioxine in Stoffen, Vorprodukten und Erzeugnissen fest. Im einzelnen wird die Zahl der einbezogenen chlorierten Dioxine von bisher 8 auf 17 erhöht. Erstmals werden auch Grenzwerte für acht bromierte Dioxine und Furane festgesetzt.

Das Ministerium meinte, daß die Industrie bestimmte Herstellungsverfahren nun entweder ändern müsse oder nicht weiter betreiben darf. Kritiker wie Thomas Lenius vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) nannten den Entwurf gestern dagegen angesichts der Größe des Dioxins-Problems „halbherzig und bestenfalls einen halben Schritt nach vorn“. In einer Reihe von Bereichen gibt es bereits Dioxin-Vorschriften. So darf im Abgas von Verbrennungsanlagen der Grenzwert von 0,1 Nanogramm (1 Nanogramm = 1 Milliardstel Gramm) pro Kubikmeter Abluft nicht überschritten werden. Auch wurde die Verwendung von chlor- und bromhaltigen Zusätzen in verbleitem Benzin verboten, um eine Dioxinbildung bei der Verbrennung zu vermeiden.