An der Stiftung gerüttelt?

■ Grone-Schule - Stralsund kündigt kritischem Lehrer / Gespräch belauscht

—Stralsund kündigt kritischem Lehrer/Gespräch belauscht

Gerade hatte der Dozent für Arbeitsrecht Rainer Hirsch aus Hamburg an der privaten Grone-Schule in Stralsund mit seiner Klasse das Thema „Abmahnung“ durchgenommen, da wurde er selbst ohne Abmahnung fristlos gefeuert. Grund: Er habe sich „firmenschädigend“ geäußert. Dabei stützte sich die Schulleitung auf die Aussage einer Kursteilnehmerin, die im Zug nach Hamburg eine Unterhaltung Hirschs mit einem Kollegen belauscht hatte, die sich unter anderem um das vergleichsweise autoritätshörige Lernverhalten auch der erwachsenen Schüler in Neufünfland drehte.

Das war am 8. Oktober letzten Jahres. Gestern traf man sich vor dem Arbeitsgericht wieder: Grone- Personalchef Heinz-Wilhelm Andresen mochte sich lediglich darauf verstehen, den geschaßten Dozenten mit 10000 Mark abzufinden. Kritik innerhalb des Kollegiums könne ja durchaus konstruktiv wirken, „wenn sie aber in der Öffentlichkeit geäußert wird, dann ist es eben soweit“, so Andresen. Der Dozent habe die Schulungsarbeit herabgewürdigt, und das habe am Fortbestand der Stifung gerüttelt. Man sei nicht leichtfertig vorgegangen. Verwarnt wurde Hirsch vorher allerdings nicht, obwohl seine „ganze Haltung“ den Grone-Leuten offenbar nicht paßt. Rainer Hirsch aber wollte seinen Job zurück. Der Richter gab ihm recht.

Die Stralsunder Grone-Schule hatte außer Hirsch auch dem Dozenten für Buchführung und EDV, Gerhard Teepe, gekündigt. Der Vorwurf gegen Teepe: Er sei pädagogisch nicht qualifiziert. Hirsch und Teepe gehören zu den über 100 „Wessis“, mit denen die Grone-Stifung, die bundesweit Erwachsenenbildung betreibt, vor zweieinhalb Jahren die Expansion in die neuen Bundesländer startete. In-

1zwischen hat sich die Größe des Unternehmens auf rund 1000 Beschäftigte ungefähr verdoppelt. Gleichzeitig rotiert das Personalkarussell. Während gerade in Berlin und im Süden von Neufünfland „Stellen abgebaut“ wurden, werden jetzt wieder neue Lehrer eingestellt. Im Hinblick auf die Kürzungen des neuen Arbeitsförderungsgesetzes erwartet auch der Grone- Personalchef „zumindest vorübergehend Einbrüche, auf die wir vorsorglich reagieren müssen“. Eine gute Gelegenheit zur internen Flurbereinigung? Ulla Küspert