Original ist schöner

■ Gespräch mit Holger Mertins, Schauburg

Warum werden die Gebete der kleinen snobistischen Minderheit, die immer schon über die synchronisierten Filme klagte, plötzlich von Euch erhört?

Seit einiger Zeit gibt es jetzt einen größeren Bedarf nach Originalfassungen. Vor einigen Jahren war das noch ganz anders. Die Filme von Jarmusch und Kaurismäki gab es ja zum Beispiel nur als Originalfassungen mit Untertiteln, und da reagierte das Publikum meist etwas säuerlich. Oft ging bei den ersten Worten des Films ein abfälliges Raunen durch den Saal. Aber jetzt haben sich offenbar viele daran gewöhnt, und es ist ja auch schöner, wenn man die richtigen Stimmen hören kann, selbst wenn man bei Kurosawa kein Japanisch oder jetzt bei „Children of Nature“ kein Wort Isländisch versteht.

Oft läuft in einem Innenstadtkino die synchronisierte Fassung und bei euch das Original.

Genau! Wir haben so die Chance, Filme von großen amerikanischen Verleihern, die ihre Produktionen sonst fast ausschließlich als Pakete an die Kinoketten vergeben, schnell mitzuspielen. Wir nehmen natürlich nicht jeden Rambofilm, aber „Der Tod steht ihr gut“ hätten wir in der synchronisierten Fassung nicht gekriegt.

Andererseits hatte ein Innenstadtkino „The Crying Game“ schon fest bestellt, aber dann gar keinen Platz dafür und so lief er nur bei uns im Original. Ich hab zu der Zeit oft an der Kasse gearbeitet, und da gab es viel Lob von den Zuschauern, die aus dem Kino herauskamen.

Im direkten Vergleich haben wir sogar einmal, mit der Originalfassung von „Wild at Heart“, mehr als doppelt soviel Besucher gehabt wie ein Innenstadtkino mit der synchronisierten Fassung.

Für diese Woche haben wir ganz kurzfristig „White Men Can't Jump“, einen amerikanischen Film über Basketballspieler, ins Programm genommen. Der deutsche Titel heißt „Weiße Jungens bringen's nicht“, und man merkt ja schon bei dieser kleinen Titelübersetzung, wie bescheuert sich das oft anhört. Gerade bei amerikanischen Filmen mit Schwarzen ist es oft ein Graus, wenn man diese nachgequäkten Stimmen hört, die die armen Synchronsprecher da aus sich herausquälen müßen.

Beschränkt sich dieses spezielle Angebot auf englischsprachige Filme?

Wir wollen in Zukunft auch regelmäßig französische und italienische Originalfassungen zeigen. Jetzt lief bei uns gerade Louis Malles „Eine Komödie im Mai“, und am 25./26.1. zeigen wir „Cinema Paradiso“ auf Italienisch ohne Untertitel. In Zusammenarbeit mit der Deutsch- Italienischen Gesellschaft nehmen wir ab jetzt regelmäßig pro Monat eine italienische Originalfassung ins Programm.

Wilfried Hippen