Der Kongreß kann tanzen

■ VCB eröffnet: Sektbeule und warme Worte für den 123 Millionen-Mark Bau

Stadthallenchef Heinz Seesing schaute trotz des feierlichen Anlasses etwas säuerlich. Ein „Mitbewerber“ sei das neue Veranstaltungscentrum Bremen (VCB), das gestern seine Tore auf der Bürgerweide offiziell öffnete. Derweil die Hautevolee von Bremen im Foyer des 123 Millionen-Prachtbaues gestern morgen mit Sekt anstieß, liefen im Kongreßsaal die Vorbereitungen für die MDR- Fernsehshow „Meine Show“, die am Abend noch live in der ARD ausgestrahlt wurde. Bis vorgestern wurden solche Veranstaltungen immer aus der Stadthalle übertragen.

Sonst aber war die Stimmung ausgelassen bei den Eröffnungsgästen. Konrad Kunick, ehemaliger Bausenator und verantwortlich für den Bau und die Kostenexplosion von 50 auf 123 Millionen Mark, war guter Dinge. Sein Blick schweifte bewundernd durch das adelige Foyer: „Dieses Kongreßzentrum habe ich nicht für 50 Millionen versprochen.“

Solcher Worte gab es mehr. Bürgermeister Klaus Wedemeier lobte das „Schmuckstück“ und leckte die alten Wunden: „Wir sind oft kritisiert worden, aber der Weg hat sich gelohnt.“ Architekt Thomas Klumpp, gerüchteweise mit vier Prozent der Bausumme als Honorar dabei, erklärte bescheiden, sein Werk sei „für mehr als 15 oder 20 Jahre“ geeignet, Bausenatorin Eva-Maria Lemke-Schulte sprach von einem „Palast des Vergnügens“, der europaweit einmalig sei und Wirtschaftssenator Claus Jäger erklärte noch einmal öffentlich, daß er schon immer für den Bau des VCB gewesen sei.

Nur Mövenpick-Konzernchefin Monika Gomolla spuckte den Gästen ein wenig in die Gläser. Eigentlich hätte das VCB ja schon zur Eröffnung des Maritim-Hotels am 1. April letzten Jahres fertig sein sollen. Aber an diesem Festtag verrauschten diese Töne unter der Melodie des Frühlingswalzers, den das Salonorchester Nostalgie mit Schmacht vom Balkon des Foyers heruntergeigte. Rainer Imholze, Sprecher der Bausenatorin, erklärte, daß der Bau fristgerecht fertiggestellt worden sei. „In unseren Verträgen steht der 30.12.1992 als Stichtag, und den haben wir eingehalten.“

Insgesamt wurde 33 Monate am VCB gebaut. In dem flexiblen Raumangebot können Veranstaltungen und Kongresse mit Teilnehmerzahlen zwischen 400 und 1.200 durchgeführt werden, der größte Saal faßt sogar 1.800 Menschen. Nach Angaben von Maritim-Direktor Nikolai von Solodkoff sind für das laufende Jahr bereits über 120 Veranstaltungen gebucht. Zu den Veranstaltern gehören Computerfirmen, Software- Entwickler und Bundesverbände. mad

Das VCB ist am Samstag zwischen 14 und 20 Uhr an einem Tag der Offenen Tür (mit Programm) für alle Bremerinnen und Bremer zu besichtigen