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: Kleiner Fantomas

■ "Das tödliche Auge"

„Das tödliche Auge“, Teil 1, Mittwoch, 20.15 Uhr, ARD

Wie eine Figur aus den Serials des Kinomagiers Louis Feuillade hockt Phillis über den Dächern, ein kleinbürgerlicher Fantomas des Videozeitalters, ein Biedermann mit Lust am Regelverstoß. Pedantisch registriert er die Vorgänge hinter den Fenstern. Ein Neuzugang unter den Observierten erregt seine Aufmerksamkeit. Und als er die junge Frau zufällig kennenlernt, konzentriert sich sein Voyeurismus allein auf sie. Dabei arbeitet er mit allen Finessen, ferngesteuerter Videokamera, Mikroobjektiv, Scanner. Mit dem Cursor seines Computers liebkost er ihr Gesicht: eine platonische Liebesbeziehung via High-Tech-Equipment. Phillis recherchiert und entdeckt das Geheimnis der undurchsichtigen Frau. Sie versucht sich an den Männern zu rächen, die sie für den Tod ihres Bruders verantwortlich macht. Der jüngste Anschlag gegen einen Law- &-Order-Politiker geht auf ihr Konto.

Im Sommer letzten Jahres fiel ein Produktionsstab in die Kölner Friesenstraße ein, verwandelte Abstellkammern in Fahrstühle, zauberte eine Drogerie herbei und gab einer verwohnten Altbauwohnung den Rest. Vom besonderen Kolorit der Kiezgegend blieb da nicht viel spürbar, der Film steril wie eine Studioproduktion. Fred Breinersdorfers Geschichte spielt vornehmlich in der nächtlichen Stadtlandschaft, in der verquere Figuren wie Phillis und Vera Meerholtz ihre Passionen verfolgen. Von dieser reizvollen Atmosphäre aber ließ sich Regisseur Rönfeldt kaum inspirieren. Die Blickwinkel blieben eng, Nah- und Großaufnahmen lösten einander ab. Gerade mal Amateurfilmniveau hatten die Szenen um den Bombenanschlag, der zum absurden Ketchupmassaker nach Monty- Python-Manier mißriet.

Seine vielversprechende Idee verarbeitete der Autor zu einem Buch mit mehr Zufällen, als dem gewissenhaften Geschichtenerzähler erlaubt sind. Phillis' Eindringen ins Zimmer der schlafenden Vera, die Optik in der Steckdose – da quietschen die Haken, die das Korsett der Handlung mühsam zusammenhalten. Dennoch: Kommenden Sonntag werden wir uns erneut im Fernsehzimmer einfinden, um das Ende der Geschichte zu erfahren. Herr Dittmeyer