Die Türken in Deutschland

■ Daten über die soziale Struktur der türkischen Gemeinde

Von einer Einwanderung der Türken in die Bundesrepublik kann man ab 1960 sprechen. Nachdem am 30. Oktober 1961 das Anwerbeabkommen zwischen der BRD und der Türkei unterschrieben worden war, stieg die Zahl der Türken in der Bundesrepublik Deutschland von Jahr zu Jahr an. 1961 lebten zirka 6.500 Türken in der Bundesrepublik, heute sind es 1.828.000.

Allgemein gesehen wollten die ersten türkischen Arbeitnehmer in der Bundesrepublik Deutschland nach einem begrenzten Aufenthalt mit ihren gesammelten Ersparnissen und nach Möglichkeit mit neu erworbenen Fachkenntnissen wieder in die Türkei zurückkehren, um sich dort eine selbständige Existenz aufzubauen. Damals standen individuelle Investitionen im Vordergrund. Im Laufe der Zeit änderte sich jedoch die Zukunftsplanung, verstärkt seit Ende der siebziger Jahre.

Die ständig steigende Inflationsrate und die Marktbedingungen in der Türkei, die den wirtschaftlich unerfahrenen Rückkehrern weitgehend unbekannt waren, sorgten in vielen Fällen für das Scheitern ihrer individuellen Investitionen. Diese Entwicklung beeinflußte die Rückkehrabsichten der türkischen Migranten. Nach einer Befragung des Zentrums für Türkeistudien planten bereits im Jahre 1968 61,5 Prozent der in der Bundesrepublik Deutschland lebenden Türken, für immer hierzubleiben. Diese Zahl war im Jahre 1988 auf 83 Prozent gestiegen. Die zweite Generation plant generell ihre Zukunft in der Bundesrepublik Deutschland. Ihr Spar- und Investitionsvolumen ändert sich: mehr und mehr wird das erwirtschaftete Geld in der Bundesrepublik Deutschland in langlebige Konsumgüter oder Immobilien investiert. Bereits 45.000 Türken haben in der Bundesrepublik Deutschland Häuser oder Eigentumswohnungen erworben. Die Zahl der abgeschlossenen Bausparverträge liegt bei steigender Tendenz zur Zeit bei 135.000. Bereits in den siebziger Jahren wagten die ersten Türken die Gründung eines eigenen Unternehmens, zumeist in Branchen, die auf die eigene Gemeinschaft als Klientel abzielte. Spätestens seit der ersten Hälfte der achtziger Jahre haben die türkischen Unternehmer diesen Bereich der Nischen-Ökonomie hinter sich gelassen und sind in andere Geschäftsbereiche eingedrungen.

Nach den letzten Zahlen aus dem Jahre 1992 beläuft sich die Zahl türkischer Unternehmen in der Bundesrepublik Deutschland nach Erhebungen des Zentrums für Türkeistudien auf zirka 35.000, wobei davon 10.500 allein in Nordrhein-Westfalen und knapp 4.000 in Berlin angesiedelt sind. 14,4 Prozent der türkischen Selbständigen in Nordrhein-Westfalen sind Frauen und ein Drittel der Unternehmer jünger als 35 Jahre und damit Angehörige der zweiten Migrantengeneration. Die türkischen Selbständigen haben mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 7,2 Milliarden DM und einem Jahresumsatz von zirka 28 Milliarden DM einen nicht unerheblichen Beitrag zur deutschen Ökonomie geleistet. Überdies haben sie mehr als 125.000 neue Arbeitsplätze geschaffen, die nicht nur Angehörigen der türkischen Minderheit zugute gekommen sind. Prof. Dr. Faruk Sen

Zentrum für Türkeistudien