■ Plädoyer an die Politiker anläßlich der Grünen Woche
: Streicht die Subventionen!

Gewalttätige Bauerndemonstrationen wie in Frankreich werde es geben, wenn sich die Politiker hierzulande nicht für den Erhalt sämtlicher Agrarsubventionen der EG stark machten. Damit droht zu Beginn der Grünen Woche der deutsche Bauernpräsident Heeremann. Der Mann hat recht: Andere als schlagende Argumente gibt es nicht dafür, daß das hochentwickelte Industrieland Bundesrepublik ausgerechnet den Export von Getreide, Fleisch und Milch mit Milliardensummen fördert.

Die Landwirtschaft beschäftigt hierzulande weniger als drei Prozent der erwerbsfähigen BundesbürgerInnen. „Massenarbeitslosigkeit auf dem Land“ kann es also mangels Masse gar nicht geben. Die Subventionen heute kommen auch nicht den Trägern des ländlichen Positiv-Images, den Kleinbauern, zugute. Die stellen in der Bundesrepublik-Alt zwar 90 Prozent der Bauernschaft, bewirtschaften aber nur 20 Prozent der Agrarfläche. Und weil die Zuteilung der Subventionen nach Flächen und Produktionsmengen erfolgt, gehen die Kleinen entsprechend leer aus.

Auch wenn die zehn Prozent Industrieagrarier 80 Prozent der Subventionen zunächst einkassieren, landet dieses Geld schlußendlich bei der chemischen Industrie. Die nämlich liefert teures, nicht fortpflanzungsfähiges Saatgut, Dünge- und Spritzmittel an die Nahrungsproduzenten und trägt so zusätzlich dazu bei, daß die Kosten der Lebensmittel aus deutschen Landen deutlich über den Weltmarktpreisen liegen.

Damit die hiesige Überproduktion trotzdem auf dem Weltmarkt verkauft werden kann, subventioniert die EG mit Milliarden an Steuergeldern Dumpingpreise. Die waren nicht nur die Ursache dafür, daß in den vergangenen Jahren immer mehr Gemüse, Getreide und Obst pro Hektar erzeugt wurden. Die Dumpingpreise sind auch höchst unfair gegenüber wirtschaftlich schwächeren Ländern, deren einzige Chance, Devisen zu erwirtschaften, im Bereich einfacher Produkte liegen.

Osteuropäische Reformstaaten wie Polen und manch ein Land der Dritten Welt könnten aus ihrer Wirtschaftsmisere sehr viel schneller herauskommen, wenn unsere Tomaten von dort und nicht mehr aus Holland, Spanien oder Deutschland kämen.

Unbestritten ist es ökologisch unsinnig, Lebensmittel über den halben Globus zu transportieren. Nur – noch viel unsinniger ist es, subventionierte EG-Nahrungsmittel in Dritte-Welt-Länder zu exportieren. Um überhaupt aus dem System, das nur der chemischen Industrie und wenigen Agrarfabrikanten nützt, aussteigen zu können, bleibt nur eins: Schafft die Agrar-Subventionen ab! Donata Riedel