Stasi-Größen schweigen im Schalck-Ausschuß

■ Nur Goldenberg pöbelte herum

Berlin (taz) – Nur wenige Minuten dauerten gestern die Vernehmungen des ehemaligen Stasi- Chefs Erich Mielke und des letzten Chefs der DDR-Spionage „Hauptverwaltung Aufklärung“ (HVA), Werner Großmann, durch den Schalck-Untersuchungsausschuß des bayerischen Landtages im Schöneberger Rathaus in Berlin. Beide machten wegen laufender Strafverfahren von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch.

Wenig erhellend verlief auch die Vernehmung des 78jährigen ehemaligen Ost-West-Händlers Simon Goldenberg, wegen dessen Vernehmung die bayerischen Schalck-Aufklärer eigentlich an die Spree gereist waren. Trotz zahlreicher Vorhalte aus Akten und anderen Zeugenaussagen blieb Goldenberg dabei: Mit der Stasi habe er nie etwas zu tun gehabt, er habe sich in der DDR nur um seine „privaten“ Geschäfte gekümmert. Daß er um die Jahreswende 1975/76 seine ganze Familie samt Vermögen aus der DDR in die BRD holen konnte, führte er darauf zurück, daß er der DDR vom Krankenbett in Wien aus gedroht habe, alle offiziellen und inoffiziellen DDR-Funktionäre in Wien höchstpersönlich umzulegen: „Ich hätte sie alle in einer Stunde niedergeballert.“ Zwar mochte ihm diese Räuberpistole niemand abnehmen. Doch von Insider-Infos, mit denen er die DDR- Oberen seinerzeit erpresst haben soll, wollte Goldenberg partout nichts wissen. Die Journalisten pöbelte Goldenberg als „Gangster“ an. Knapp vor dem Abbruch stand die Sitzung, als er den stellvertretenden Ausschußvorsitzenden Hiersemann (SPD) unflätig beschimpfte, mit dem er bereits 1982 aneinandergeraten war. thosch