Grüner Punkt vermeidet Müllvermeidung

■ BUND fordert Hamburger zum Boykott von Altpapier- und Glascontainern auf / Augenwischerei mit "Sammelquoten"

fordert Hamburger zum Boykott
von Altpapier- und Glascontainern auf/ Augenwischerei mit »Sammelquoten«

Kein Altpapier mehr sammeln, kein Glas in die Container werfen, gelbe Säcke zurückgeben! Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) in Hamburg ruft zum totalen Boykott des Dualen Systems (DSD) auf. Grund der Übung, die nicht gerade umweltfreundlich scheint, sind die von der Verpackungsverordnung vorgeschriebenen Sammelquoten. Kann die Hamburger „Arbeitsgemeinschaft Duales System“ die Quoten nicht erfüllen, muß die Umweltbehörde die Freistellung zurückziehen.

Erst dann kommt die Verpackungsverordnung in ihrer ursprünglichen Form mit der Rücknahmeverpflichtung für den Handel und einer Pfandpflicht für Getränke-, Waschmittel- und Farbbehälter zum Tragen. Auf diesem Weg könne Müll erheblich besser vermieden werden als mit dem DSD, sagt die Umweltorganisation. „Die Erfassungsquoten für Glas (60 Prozent), Weißblech (40 Prozent), Kunststoffe (30 Prozent) und Verbundstoffe (20 Prozent) dürfen in 1993 nicht erreicht werden“, so Heidrun Geffert, Sprecherin des BUND-Arbeitskreises Abfall.

Vor allem müsse verhindert werden, daß die Gesamterfassungsquote von 50 Prozent aller Verpackungsmaterialien erreicht wird. Das kann nur gelingen, wenn sich tatsächlich der Boykott der Glascontainer durchsetzt, denn die Quoten sind Gewichts-Prozente. Schon heute wird allein mit Hilfe der schweren Flaschen die 50 Prozent- Marke mühelos überschritten.

Der BUND ruft die Verbraucher auf, Waren in mitgebrachten Behältnissen, Mehrweg- und Nachfüllsystemen zu kaufen und, wo ein Verzicht nicht möglich ist, Verpackungen in die normale Hausmülltonne zu werfen.

Auch der Umweltausschuß der Bürgerschaft kann sich mit der Grünen-Punkt-Sammlung in Hamburg nicht anfreunden. Auf seiner Sitzung am Dienstag hat der Ausschuß den Senatsbeschluß zur Einführung des Dualen Systems einstimmig abgelehnt. Die Stadtreinigung soll nach dem Willen des Senats an der Verpackungssammlung nicht beteiligt sein — aber von der Beteiligung der Stadtreinigung am Wertmüllgeschäft hatte der Umweltausschuß schon Mitte 1992 seine Zustimmung zum DSD abhängig gemacht.

Derzeit muß die Stadtreinigung wohl oder übel die gelben Wertstoff-Säcke einsammeln, die dafür laut Senatsbeschluß zu gründende WERT GmbH existiert bislang nur auf dem Papier. Nimmt die lukrative Gesellschaft eines Tages ihre Arbeit auf, fließen die Gewinne in die städtische Gesellschaft für Beteiligungsverwaltung (HGV). GAL- Abgeordneter Holger Matthews befürchtet, die Stadtreinigung sei dann nur noch für „den letzten Dreck“ zuständig. Vera Stadie