„Unita“ will Angolas Ölhahn abdrehen

■ Krieg spitzt sich zu/ Rolle Zaires

Johannesburg (taz) — Angolas bewaffnete Rebellenbewegung „Unita“ drohte am Donnerstag abend über ihre Rundfunksender, alle Ölbohrtürme des Landes zu zerstören und in Brand zu stecken. Alle Beschäftigten wurden aufgefordert, die Installationen umgehend zu verlassen. „Unita“ hält bereits 20 Ausländer in seiner Gewalt, darunter nach eigenen Angaben auch einen Deutschen. Der hatte sich mit drei Kollegen in der Erdölstadt Soyo versteckt, nachdem die Rebellen die Stadt nahe der Grenze zu Zaire im Nordwesten Angolas Anfang der Woche erobert hatten.

„Unita“ beschoß inzwischen Hubschrauber der Erdölgesellschaften, die versuchten, ihre Mitarbeiter zu evakuieren. Aus Soyo stammt etwa ein Drittel der 550.000 Barrel umfassenden täglichen Erdölproduktion Angolas. Aber nur 90.000 Barrel werden auf dem Festland gefördert, von der belgischen „Fina“. „Elf-Aquitaine“ und „Texaco“ überlegen, ob sie ihr vor der Küste gewonnenes Öl jetzt über ihre Anlagen in Zaire verschiffen können.

Angolas Regierung hatte Anfang der Woche den Botschafter Zaires ins Außenministerium gebeten und ihn vor Übergriffen auf das Erdölgebiet Cabinda gewarnt, aus dem 300.000 Barrel Tagesproduktion stammen. Zaires Diktator Mobutu unterhält enge Verbindungen zu „Unita“-Chef Jonas Savimbi. Die Ölenklave Cabinda dürfte für Mobutu vor allem deshalb eine große Versuchung darstellen, weil Zaire — dessen Hauptstadt Kinshasa gegenwärtig ein Generalstreik der Opposition lähmt — mittlerweile so bankrott ist, daß nicht einmal mehr die eigenen Soldaten ihren Sold erhalten.

Der Ölkrieg der „Unita“ soll Angolas Regierung offensichtlich das finanzielle Rückgrat brechen. Sie stornierte bereits Lebensmittellieferungen, um Waffen und Munition einzukaufen. Einbußen bei der Erdölproduktion dürften umso schmerzhafter sein, als Angolas Regierung trotz aller internationaler Sympathie Militärmaterial nur gegen Vorauszahlung in bar erhält. Das gilt auch für Spanien, das derzeit an erster Stelle der Verkäufe nach Luanda steht.

Hilfe ist bitter nötig, da die Regierungsarmee nach anfänglichen Erfolgen mittlerweile in die Defensive gerät. Im von der „Unita“ zurückeroberten zentralangolanischen Huambo sollen allein am Donnerstag 1.500 Menschen umgekommen sein. „Unita kontrolliert die Stadt, aber sie besteht nur noch aus Ruinen,“ erklärte ein Militärexperte. Laut den Erkenntnissen von Spionagesatelliten sei in der Stadt am Donnerstag eine unglaubliche Menge an Sprengstoff explodiert — ein Indiz für intensiven Bombenkrieg.

Die „Unita“ kontrolliert derzeit sechs Städte sowie den größten Teil der Provinzen Angolas. Als ihre effektivste Waffe stellt sich die schwere Artillerie heraus, die sie von Südafrika erhalten hat. Angesichts ihrer Erfolge erklärte sie sich nach Angaben eines UNO-Sprechers gestern zu Verhandlungen mit der Regierung bereit, die am Montag beginnen sollen. Willi Germund