Aktenstau im Arbeitsamt

■ 5000 Fälle unbearbeitet / Überstunden statt neuer Planstellen

/ Überstunden statt neuer Planstellen

Das Hamburger Arbeitsamt versinkt in Arbeit: Wegen Personalknappheit türmen sich in der Abteilung für Arbeitslosengeld und Fortbildung (FuU) aus dem vergangenen Jahr noch 5000 unbearbeitete Fälle. Darunter auch rund 1000 Neuanträge auf Arbeitslosengeld und Arbeitslosenhilfe (Alg/Alhi). Wartezeit für die AntragstellerInnen: sechs bis acht Wochen. Besserung: nicht in Sicht.

„Die MitarbeiterInnen arbeiten über ihre Belastungsgrenze“, schilderte Hansmichael Gstall von der ÖTV-Betriebgruppe die Misere. Selbst der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Heinrich Franke, teilt offenbar diese Auffassung. In einem Rundbrief an die MitarbeiterInnen der Landesarbeitsämter resümierte er im Dezember: „Die Beanspruchung des einzelnen Mitarbeiters hat inzwischen ein Ausmaß angenommen, das zu Lasten der Qualität unserer Arbeit geht.“

Doch die schönen Worte helfen wenig. Denn neue Planstellen soll es nicht mehr geben. „Früher existierten Sondertöpfe, aus denen wir befristete Stellen bezahlen konnten“, so Gstall. Ab 1993 sind auch die gestrichen.

Statt dessen soll das Personal im Hamburger Arbeitsamt ein bißchen mehr arbeiten. Derzeit wird über eine Anordnung von bezahlten Überstunden für das nächste Halbjahr verhandelt. Doch auch die Mehrarbeit wird vermutlich wenig dazu beitragen, den Aktenberg abzutragen. Denn schon im vergangenen Jahr leisteten einige Angestellte freiwillig Überstunden. Die 5000 Altfälle aus 1992 sind das Ergebnis.

Doch nicht nur die laufenden Anträge müssen bearbeitet werden. Hinzu kommen neue Aufaben: So müssen 6000 Hamburger Alhi-Fälle nach einem Gerichtsurteil daraufhin überprüft werden, ob das Einkommen des Partners korrekt angerechnet wurde. Außerdem sollen auch noch 15000 FuU-Fälle auf ein neues EDV-System übertragen werden. „Völlig illusorisch zu glauben, daß wir das durch Überstunden in den Griff bekommen“, so Gstalls Auffassung. Von den rund 2000 Planstellen sind etwa 40 ständig unbesetzt - das, so der Sprecher der Sozialbehörde Hans-Joachim Breetz, entspräche in etwa einer „normalen Fluktuationsrate von zwei Prozent“. Aus dem Hamburger Arbeitsamt war zu dem Problem keine offizielle Stellungnahme zu bekommen. Sannah Koch